Full text: Das sogenannte Gesetz des Mose (5)

Heiligen Zeltes, das zusammengeklappt und mit allen seinen Gerät 
schaften, Altären, Vorhäfen, Hallen und Zellen transportiert werden 
konnte. Dieses Heilige Zelt wird ihm von Jahwe in allen Einzelheiten 
beschrieben, mit Maßzahlen, die für ein Zelt absolut widersinnig, aber 
für ein festes Tempelgebände sehr verständlich sind. Der heilige Cha 
rakter des Tempels von Jerusalem wird also damit erwiesen, daß Bau 
plan und Grundrisse dieses Teinpels bei Jahwe schon vorhanden ge- 
wesen sei, ehe man überhaupt in das Land Kanaan kam. (2. Mose 
25—27.) 
Neben den Angaben über die heilige Wohnung Jahwes enthielt 
diese grundlegende Offenbarung auf dem Sinai nach der Darstellung 
des Esra vor allem die Aussonderung der heiligen Menschen, die Jahwe 
zu seinem Dienste bestimmt hat. Aaron und seine Söhne sollen als 
Priester vor Jahwe stehen; die Lewiten aber sollen als Tempeldiener 
gelten. In diesem Punkte unterscheidet die Priesterschrift sich also von 
dem Reformgesetz von 623, das alle Lewiten zu Priestern am Tempel 
bestimmte, und entspricht der Praxis, die man hinter 623 begonnen 
hatte. Die Lewiten, die ersten Träger der großen Oppositionsbewegung, 
hatten also ihre Früchte nicht schmecken können und waren im Siege 
selbst von den Jerusalemer Priestern überfliigelt worden. Diese Ent 
wickelung hat die Priesterschrift nun ausdrücklich sanktioniert und be 
siegelt. 
Zn den Priestern gehören natürlich auch Heilige Kleider, das 
Heilige Salböl, mit dem sie geweiht werden, und die Vorschrift eines 
besonders feierlichen Heiligungs- und Einsetzungsopfers, mit dem sic 
ihr Amt antreten sollen. (2. Mose 28—29.) 
Diese Weihe der Priester wird ausführlich beschrieben. Charakte 
ristisch ist dabei, daß sofort hinter der Priesterweihe ein warnendes 
Exempel statuiert wird. Zwei Söhne Aarons hatten nnvorschrifts- 
inäßige Räncheropfer für Jahwe gebracht; da ging Feuer von Jahwe 
aus und verzehrte die Sündigen! Und es wird dem Aaron nochmals 
gesagt, daß er nur unter besonderen Sicherheitsmaßregeln in das Heilig 
tum gehen dürfe, nämlich nur in den heiligen Kleidern, die abgesondert 
vom übrigen Volke aufbewahrt werden müssen, und nur, indem er ein 
junges Rind und einen Widder als Heiligungsopfer für Jahwe dar 
bringe. (3. Mose 8—10 und 16.) Darin besteht eben die „Heiligkeit" 
Jahwes, daß er nur unter ganz bestimmten Zeremonien angerufen sein 
will; wer cs damit leicht nimmt oder aus Gedankenlosigkeit andere Zere 
monien an ihre Stelle zu setzen versucht, den trifft Jahwes Zorn, und 
er hat fein Leben verwirkt. 
An diese Schilderung des Heiligen Tempels und der Heiligen 
Priester schließt sich die Offenbarung über die Heiligen Feste. An kaum 
einer Stelle kann man so gut den Abstand ermessen, der zwischen der 
Priesterschrift und dem altisraelitischen Volksleben liegt, wie gerade hier. 
Die altisraelitischen Feste waren Freudenfeiern und Feste gewesen, die 
mit dem Leben des Landwirts in engstem Zusammenhang standen. Jetzt 
sind sie nichts weiter als große Sühneveranstaltungen geworden, Opfer, 
die nicht mehr der einzelne Israelit für sich selbst darbringt, sondern 
die die ganze Gemeinde als solche durch ihre verordneten Priester dar 
bringen läßt. Opfer an sich sollen schon jeden Tag dargebracht werden; 
an den heiligen Festen aber sollen sie in Masse und Qualität die ge 
wöhnlichen Opfer weit übertreffen. Auch soll an den heiligen Festen 
jeweils eine Festversammlung vor Jahwe stattfinden, bei der die ganze 
Gemeinde sich zum Tempel versammelt und in ehrfürchtiger Ferne das
	        
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