Heiligen Zeltes, das zusammengeklappt und mit allen seinen Gerät
schaften, Altären, Vorhäfen, Hallen und Zellen transportiert werden
konnte. Dieses Heilige Zelt wird ihm von Jahwe in allen Einzelheiten
beschrieben, mit Maßzahlen, die für ein Zelt absolut widersinnig, aber
für ein festes Tempelgebände sehr verständlich sind. Der heilige Cha
rakter des Tempels von Jerusalem wird also damit erwiesen, daß Bau
plan und Grundrisse dieses Teinpels bei Jahwe schon vorhanden ge-
wesen sei, ehe man überhaupt in das Land Kanaan kam. (2. Mose
25—27.)
Neben den Angaben über die heilige Wohnung Jahwes enthielt
diese grundlegende Offenbarung auf dem Sinai nach der Darstellung
des Esra vor allem die Aussonderung der heiligen Menschen, die Jahwe
zu seinem Dienste bestimmt hat. Aaron und seine Söhne sollen als
Priester vor Jahwe stehen; die Lewiten aber sollen als Tempeldiener
gelten. In diesem Punkte unterscheidet die Priesterschrift sich also von
dem Reformgesetz von 623, das alle Lewiten zu Priestern am Tempel
bestimmte, und entspricht der Praxis, die man hinter 623 begonnen
hatte. Die Lewiten, die ersten Träger der großen Oppositionsbewegung,
hatten also ihre Früchte nicht schmecken können und waren im Siege
selbst von den Jerusalemer Priestern überfliigelt worden. Diese Ent
wickelung hat die Priesterschrift nun ausdrücklich sanktioniert und be
siegelt.
Zn den Priestern gehören natürlich auch Heilige Kleider, das
Heilige Salböl, mit dem sie geweiht werden, und die Vorschrift eines
besonders feierlichen Heiligungs- und Einsetzungsopfers, mit dem sic
ihr Amt antreten sollen. (2. Mose 28—29.)
Diese Weihe der Priester wird ausführlich beschrieben. Charakte
ristisch ist dabei, daß sofort hinter der Priesterweihe ein warnendes
Exempel statuiert wird. Zwei Söhne Aarons hatten nnvorschrifts-
inäßige Räncheropfer für Jahwe gebracht; da ging Feuer von Jahwe
aus und verzehrte die Sündigen! Und es wird dem Aaron nochmals
gesagt, daß er nur unter besonderen Sicherheitsmaßregeln in das Heilig
tum gehen dürfe, nämlich nur in den heiligen Kleidern, die abgesondert
vom übrigen Volke aufbewahrt werden müssen, und nur, indem er ein
junges Rind und einen Widder als Heiligungsopfer für Jahwe dar
bringe. (3. Mose 8—10 und 16.) Darin besteht eben die „Heiligkeit"
Jahwes, daß er nur unter ganz bestimmten Zeremonien angerufen sein
will; wer cs damit leicht nimmt oder aus Gedankenlosigkeit andere Zere
monien an ihre Stelle zu setzen versucht, den trifft Jahwes Zorn, und
er hat fein Leben verwirkt.
An diese Schilderung des Heiligen Tempels und der Heiligen
Priester schließt sich die Offenbarung über die Heiligen Feste. An kaum
einer Stelle kann man so gut den Abstand ermessen, der zwischen der
Priesterschrift und dem altisraelitischen Volksleben liegt, wie gerade hier.
Die altisraelitischen Feste waren Freudenfeiern und Feste gewesen, die
mit dem Leben des Landwirts in engstem Zusammenhang standen. Jetzt
sind sie nichts weiter als große Sühneveranstaltungen geworden, Opfer,
die nicht mehr der einzelne Israelit für sich selbst darbringt, sondern
die die ganze Gemeinde als solche durch ihre verordneten Priester dar
bringen läßt. Opfer an sich sollen schon jeden Tag dargebracht werden;
an den heiligen Festen aber sollen sie in Masse und Qualität die ge
wöhnlichen Opfer weit übertreffen. Auch soll an den heiligen Festen
jeweils eine Festversammlung vor Jahwe stattfinden, bei der die ganze
Gemeinde sich zum Tempel versammelt und in ehrfürchtiger Ferne das