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eines einheitlichen und größeren göttlichen Wesens zu fassen. In diesem
Sinne wirkte schon die Sprache auf die Vereinheitlichung des Denkens
hin: man nannte jedes dieser übermenschlichen Wesen mit dem gemein-
semitischen Wort „El" (Gott) oder Baal (Herr) dieser oder jener Heiligen
Stätte. Auf dem Gebirge Peor sprach man voni Baal Peor, in Tyrns
vom Baal von Tyrus, in Sichern vom Baal des Bundes und ähnlich an
anderen Orten. so gewöhnte man sich, mit dem einheitlichen Wort
auch ein einheitliches Wesen zu bezeichnen. „Der Baal", seltener auch
„Die Baale" erscheint recht eigentlich als der kanaanäische Name für
Gottheit oder Gott, erscheint als der zusammenfassende und beherrschende
Gott von Kanaan.
Entsprechend der wirtschaftlichen Kultur seiner Verehrer erscheint
der Baal als Bauerngott. Er ist der Herr der Fruchtbarkeit und des
Ackers. Er gibt Regen, Korn und Wein. Sein Hauptfest liegt im
Herbst: „Das Fest" schlechthin, das Erntedankfest, das nach beendeter
Weinlese gefeiert ward. Es ward begangen in den Formen, die bei den
Weinbauern in aller Welt zu beobachten sind: in überströmendem Jubel,
mit tobendem Tanz und berauschendem Trunk, in zügelloser und alle
Schranken sonstiger Sitte jäh überspringender Liebesumarmung. Dem
Gott der Fruchtbarkeit und der Zeugung weihten sich auch sonst in den
Baalstempeln Männer und Mädchen. Es gab „geweihte Mädchen" so
gut wie „geweihte Männer", die aus diesem Dienste des Gottes zugleich
ein Gewerbe machten.
Aber der Baaldienst hatte neben der fröhlichen auch seine furcht
bare Seite, In Zeiten der Not forderte der Gott überall das Opfer
des ältesten Sohnes. Und es gab Lokalheiligtümer genug, wo der
Kultus sogar regelmäßig verlangte, daß der älteste Sohn dem Gott der
Zeugung wieder geopfert werde. Ein solches Heiligtum hat sich bei
Jerusalem bis fast zur Zerstörung der Stadt durch die Babylonier er
halten : von einem anderen gibt die Sage von Isaaks Opferung
wenigstens noch dunkle Kunde.
Symbol und Abbild des Baal war der Stier, das Hanptbesitztnm
des kanaanäischen Bauern im Unterschied von den Hirtenstümmen der
Wüste, die nur Schafe und Ziegen besaßen. Der Stier, der den Pflug
zieht, ist recht eigentlich das Tier, in dem der Ackerbau sich verkörpert',
und seine stärke macht ihn zum Abbild des Gottes besonders geeignet.
Auch in anderen orientalischen Bauernreligionen ist der Stier darum
die Verkörperung des Gottes geworden. Namentlich in Bethel, dem
uralten Zentralheiligtum aus dem Gebirge Ephraim, ist der Baal iin
Stierbild unter dem Mauren des „Stiergottes" (El schaddaj) verehrt
worden.
Neben dem Worte Baal hatte die kanaanäische Religion noch andere
Mittel entwickelt, die Verschmelzung der vielen Lokalgötter zu einer
umfassenderen Gottheit zum Ausdruck zu bringen. Man muß gelegentlich
von einem El Eljon gesprochen haben, d. h. vom Höchsten El. Der
Name ist von den Israeliten anfgenonrnren und auf Jahwe übertragen
worden; namentlich im späteren Judentum ist er sehr gebräuchlich ge
wesen. Aber die Wortbildung zeigt, daß er schon ans dem
Kanaanäischen stammt.
Inhaltlich verwandt mit dein Namen „Der Höchste" ist die Be
zeichnung „Der König" (Melech), die ebenfalls altkanaanäischen
Ursprungs ist. Melech (nach der schlechten Aussprache der alten Rabbinen
Moloch) begegnet als Gottesname sowohl bei den Phöniziern als auch
bei den Ammonitern (östlich von Jordan) und innerhalb des eigentlichen