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vollzogen, indem inan die Fettstücke und Eingeweide ans dem Altar
des Gottes verbrannte. Aber man dachte sich das Opfer nun als eine
gemeinsame Mahlzeit, bei der Gott und Mensch jeder sein Teil bekam,
und durch die sie ihren Friedensbund miteinander schlossen. Es war
die Vorstellung, die beim Bauernopfer der Feldfrüchte üblich war, und
der sich nun auch die uralte Beduinen-Sitte des Tieropfers unterwarf.
Sabbat und Nenmondfeste galten nicht mehr als Unglückstage, an denen
alle Arbeit zu ruhen habe; man feierte sie nnt Gesang und Tanz und
berauschendem Trunk. Das Passah trat hintör dem großen Erntedank
fest im Herbst völlig zurück.
Die ganze Stimmung des Kultus ist eine andere geworden. Der
dunkle, launische, unberechenbare Jahwe, der nur des Nachts sein un
heimliches Wesen trieb, war zum hellen, freundlichen Taggeist ge
worden, zum Gott des Weines, des Tanzes und rauschender Festfreude.
Man aß und trank angesichts des brennenden Opferaltares; man „stand
aus, tanzte, sang und ging hin, der Liebe zu frönen". (2. Mose 32, 6.)
„Eure Töchter fallen in Unzucht und eure Bräute vergehen sich. Selbst
die Priester gehen mit Mädchen beiseite und opfern gemeinsam mit den
geweihten Mädchen der Gottheit." „Vater und Sohn gehen gemeinsam
zum selben Mädchen und meinen, damit meinen heiligen Namen zu
ehren." So und ähnlich haben später die Feinde dieses Bauernkultns
seine Festfreude beschrieben. (Hosea 4, 13 und 14, Amos 2, 7.)
In jener alten Zeit aber hat kaum jemand an diesern ausgelassenem
Banernjubel Anstoß genommen. David selbst, der König, tanzte in
wilden Sprüngen vor dein Kasten Jahwes einher, als er ihn auf den
Zion führte, und achtete nicht darauf, ob er damit den weiblichen Zu
schauern gegenüber die Scham verletzte. (2. Samuelis 6, 20.) Von Juda,
dem Stammvater, erzählte die Volkssage in aller Harmlosigkeit, daß.
er mit dem käuflichen Mädchen abseits gegangen sei; sie spottete höch
stens, daß er als Pfand für die Bezahlung seinen Siegelring hatte her
geben müssen. (1. Mose 34.) Auch in dieser Beziehung hatte der
Kultus der Weinbauern die Stimmung des Hirtenstammes aus der
Wüste ganz überwunden.
Amschwung der Stimmung.
Dieser Wandel der Hirten- zur Bauernreligion ist natürlich nicht '
mit einem Schlage vor sich gegangen. In den zwei Jahrhunderten, die
wir für ihn ansetzen mußten, hat er sich langsam und schrittweise voll
zogen und ist den Beteiligten selbst wohl kaum zum Bewußtsein ge
kommen. Noch stand in dieser ganzen Zeit durchweg Jahwe, der Kampf
gott, im Vordergrund des Interesses; und damit war ein Bindemittel
gegeben, das den alten und den neuen Glauben zusammenhielt, so daß
eine Kluft zwischen ihnen auch für unser kritisches Auge zunächst schwer
bemerkbar ist. Jahwe-Hymnen im Stil des Debora-Liedes muß man
in dem Jahrhundert vor David noch viele gedichtet haben. Der letzte,
von dein wir wissen, handelt von dem entscheidenden Sieg Davids über
die Philister und wird in den Anfang seiner Regierung fallen: Jahwe
rauscht in eigener Person in den Wipfeln der Bäume dahin, stürmt
ins Lager der Feinde, zertrümmert alles in furchtbarem Toben und
treibt sie in wehrlose Flucht! (2. Samuelis 5, 27; Jesaia 28, 21.) Es
herrscht durchaus noch dieselbe Darstellungsweise, die wir aus dem De
bora-Lied kenne».