und denkbar ist, ist fast regelmäßig in der Geschichte das Sehnen der
Mühseligen und Beladenen in die himmlische Illusion geflüchtet.
Wie stark man in diesen Kreisen die Enttäuschung empfand, zeigt
auch eine Stelle ans den großen Elia-Gedichten, über die wir später
noch ausführlicher sprechen müssen. Der Held sitzt am Gottesberg
Horeb, zum Sterben müde und verzagt. Ta erscheint ihm Jahwe in
eigener Person. Aber nicht im Gewitter und Sturm, wie die alt
israelitische Vorstellung ihn gedacht hatte. Es-kam wohl ein sturm:
„ein gewaltiger, heftiger Sturm, der Berge spaltete und Felsen bersten
ließ: Jahwe war nicht in dem Sturm! Und nach dem Sturm kmn
eil: Erdbeben: Jahwe war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erd
beben tan: ein Feuer: Jahwe war nicht in den: Feuer. U::d nach den:
Feuer kam ein leises sanftes Säuseln" — und erst in diesem Säuseln
kan: Jahwe! Der Sturm hatte weder bei Elia noch bei Elisa genützt:
so zog sich die Frömmigkeit auf das stille,, sanfte Säuseln des duldenden
Glaubens zurück.
Die lewitischen Priester.
Aus den der Wüste i:och nahestehenden Kreisen der Südstämme
waren den israelitischen Kleinbauern und Tagelöhnern das soziale Jdegl
und die religiöse Grundstimmung gekommen. Aus den Südstämmen
kamen aber auch die Priester, die im weiteren Verlauf der Bewegung
den verhälignisvollsten Einfluß auf sie gewinnen sollten.
Wir haben über die Geschichte der lewitischen Priester früher bereits
ausführlich gesprochen, haben hier also fast nur früher Gesagtes kurz-
zufainmenfassend zu wiederholen. . Ursprünglich war der Stamm
Lewi eine Völkerschaft wie Inda oder Kain oder Israel auch, zeltend
in der Oase Kodes in der Wüste südlich von Kanaan.. Aber er war
scha:: in vorgeschichtlicher Zeit zugrunde gegangen, und seine Trünnner
hatten sich in Juda verloren. Nur seine Priester hatten den Zusammen
bruch überdauert und hatten bei den Nachbarstämmen Unterkunft ge
funden. Sie waren es schon früher gewesen, die allen um die Oase
Kodes schweifenden Hirtevstämnien gemeinsam als die Hausverwalter
Jahwes in seinen: Heiligen Bezirk erschienen waren: sie behieltei: die
Geltung als besonders Jahwc-knndige und Jahwe-befrenndete Priester
auch nach dem Untergang ihres Stammes, so wurden sie eine Berufs
genossenschaft wandernder Priester, die sich untcreiimndcr als zusammen
gehörig empfanden, deren einzelne Angehörige aber an ihren: jeweiligen
Wohnsitz sippenlose Beisassen waren. In: alten Israel waren sie der
erste Bernfsstand, der wenigstens zum Teil mit barem Gelde entlohnt
ward.
Schon vor Salil liat es lewitische Priester an mehreren Hanptheilig-
tllmern des israelitischen Volkes gegeben: in Tan, in: äußersten Norden,
und in Silo, wo der Kasten Jahwes stand, sind sie bezeugt. An beiden
Stellen haben sie die Verehrung Jahwes in: Stierbild vorgefunden
und mitgemacht. Ein Unterschied zwischen ihnen und anderen Priester
sippen trat noch nicht hervor. Nur daß man sie eben als besonders
zuverlässige Bürgen für Jahwes Segen betrachtete: „Jetzt weiß ich, daß
JÄhwe mir gnädig ist, seit ich den Lewsten zum Priester habe." (Richter
17, 10.)
Das änderte sich, als nach Salomos Tod unter der Führung des
Jerobean: Israel sich von Juda losriß und sich wieder als eigener Staat
konstituierte. Wie Salomo den königlichen Tempel auf dein Zion ge-