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Jahwisten triicit (1. Möse 4, 20), aus Moab und Ammoir die Saue
über Lot und seine Töchter, Die Nationalsage von Jsmael wird beinahe
wörtlich aufgenommen; auch sein Stammheiligtunr in der Wüste soll
Jahwe-Heiligtüm sein.
Aber trotz dieser weiten Aufnahme süöjudäischer Sagen steht in der
Frömmigkeit, die ihn persönlich belvegt, dieser Verfasser ganz auf der
Höhe, die schon der Dichter des Joseph-Romans erreicht hatte. Wo er
frei ohne Vorlage erzählt, da gibt es kein Wunder: Jahwe läßt einen
Wind kommen, der trocknet das Meer oder bringt Heuschrecken; oder
Jnowe wirkt überhaupt nur als verborgener Lenker des Zufalls, als
Schicksal, Vorsehung oder Fügung; so in der Geschichte von der Braut-
werbnng für Isaak oder von Moses Znsannnentreffen mit der Tochter
des Oberpriesters der Midianiter am Brunnen. Die wahre Frömmig
keit ist auch ihm der Gehorsam des Glaubens, der in unbedingtem Ver
trauen tut, was Jähwe befiehlt, ohne das Ende zu kennen: so baut Noah
die Arche, so zieht Abrain in fernes Land, überläßt Lot den besseren
Boden, opfert den eigenen Sohn; so beugt sich auch Mose trotz aller
persönlichen Schüchternheit dem Befehl Jahwes, der ihn zu Pharao
sendet.
Ein Grundgedanke des ganzen Buches des Jahwisten ist die immer
erneute Wiederholung, daß Jahwe den Nachkommen Abrahams, Isaaks
und Jakobs dies Land zu eigen gegeben habe. Immer wieder nimmt
er Gelegenheit, ein Versprechen Jahwes zu nennen, in dem er dieses
Eigentumsrecht für alle Ewigkeit festgelegt hat. Das ist mehr als
die naive Voraussetzung jedes Volkes, daß es auf seinem Boden ewig
bleiben iverde. Das ist das Anklammern an einen Glauben, der in der
Wirklichkeit gelegentlich schon stark erschüttert sein mochte. Die Not
der Aramäerkriege mag seit der Mitte des nennten Jahrhunderts gar
oft die bange Frage aufgebracht haben, ob denn Jahwe sein Volk ver
gessen habe, und ob er es auf die Dauer im Lande werde erhalten können.
Solchen Befürchtungen stellt der Jahwist den Glaubenssatz gegenüber:
Jahwe hat es versprochen! Und Jahive ist stark und treu, daß er
s sein Wort zu halten vermag.
Denn Jahwe ist für den Jahwisten der Weltgott schlechthin. Ein
anderer Name neben ihm kommt überhaupt nicht in Frage. Er
hat Himmel und Erde zu ihrem heutigen Zustand geordnet, hat dem
Menschen seinen Körper und dessen Fähigkeiten gegeben, hat die Völker
der ganzen Welt zerstreut, hat Abraham, aus fernem Lande gerufen,
hat Joseph und Israel auch in Aegypten behütet. Er ist Schicksal und
Vorsehung über die ganze We.lt, wie er es schon für den Joseph-Dichter
gewesen war. In dessen Roman und in den: Buch des Jahwisten hat
der vollendete Monotheismus zuerst seinen umfassenden Ausdruck ge
funden.
Der Elohist.
Wir wisse», daß der Jahwist nicht der einzige Schriftsteller war, der
die ganze Vorgeschichte der Welt in einer einheitlichen Darstellung zu
sammenfassen wollte. Was wir früher in der Urgeschichte daS Er
zählnngsbnch III genannt haben, ist das Bruchstück einer ähnlichen Dar
stellung gewesen, die noch stärker als der eigentliche Jahwist ans dem
Standpunkt der Hirtenkultur stand. Anderes, was wir heute als Zusatz
zum Terte des Jahwisten lesen, mag ähnlichen Ursprungs sein. Das
meiste aber nürd doch von Männern stammen, denen das Buch des