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Jahwisten abgeschlossen vorlag, und denen es ans diesem oder jenem
Grunde noch nicht genügte.
Vor allein gilt das von dem großen Einschub, durch den alles das
verdrängt worden ist, was der Jahwist über das Passah-Fest und die
Bundesschließung am flammenden Dornbusch in Kades erzählt haben
muß. Der Verfasser, der an dessen Stelle die Sinai-Geschichte eingesetzt
hat, hat offenbar das Wort Sinai hineinbringen wollen, um für diese
Darstellung auf dem Boden des eigentlichen Israel mehr Anziehungs
kraft zu gewinnen. Im übrigen aber hat er die Stellung des Jahwisten
behalten: er hat das Lewiten-Programm in der Urform der zehn Gebote
gegeben und deutlich gesagt, daß der lewitische „Bund" nicht ein Bund
Jahwes mit dem Volk, sondern ein Bund mit Mose, also mit den
Priestern war. Auch hat er die Jahwc-Erscheinnng richtig als Ansbrnch
eines Vulkans beschrieben.
Aber dieser Einsatz hat auf die Dauer dem Bedürfnis der israeli
tische» Lewiten noch nicht genügt. Man machte sich daran, den ganzen
Stoff, den der Jahwist zusammengetragen hatte, wenigstens von
Abraham an noch einmal zu erzählen. Daraus ist das zweite große
Sagenbuch, das wir besitzen, das des sogenannten Elohisten, entstanden.
Der Elohist unterscheidet sich von seinein Vorgänger zunächst vor
nehmlich dadurch, daß er den wirklichen Zuständen des Kultus, wie er
an den israelitischen Heiligtümern geübt ward, mehr Rechnung trägt.
Was wir an alten Kultussagen aus Israel überhaupt kennen, verdanken
wir seinem Buch: so alle alten Jakob-Sagen, das Grab des Joseph bei
Sichem, die Eherne Schlange des Mose und anderes -mehr. Er gibt zmn
3441 auch die alten Knltnsnamen wieder, anch den Gottesnamen
„Schrecken des Isaak" hat nur er uns erhalten. Und er weiß, daß
nicht Jahwes Name an diesen Heiligtümern genannt wird. Daher hat
er die Theorie, Jahwes richtiger Name sei erst dem Mose offenbart
worden: vorher habe man ihn nur Elohim genannt, einen Namen, den
der ursprüngliche Elohist auch für die mosaische und nachmosaische Ge
schichte bevorzugt.
Ferner hat der Elohist an mehreren Stellen gegenüber dem aus
malenden Jahwisten die altertümlichere Form der Ueberlieferung wieder
hervorgeholt: so in der Darstellung von Israels Zuständen in Aegypten,
in der Joseph-Geschichte lind in den Josua-Sagen (Josna ist demJaMnsten
überhaupt fremd). An anderen Stellen hat er dafür die ältere Dar
stellung durch eine jüngere ersetzt: so hat er das Lewiten-Progrannn in
der jüngeren, sowohl kultisch wie sozial erweiterten Form. so hat er
- - warm», ist nicht deutlich zu sehen — statt Kodes oder Sinai den.
Gottesborg Horeb als Ort für Jahwes Offenbarung an Mose und für
die Bundesschließung angesetzt, lind den Bund kennt er als Bund
Jahwes mit dein ganzen Volk. Das ganze Volk hat sich verpflichtet, das
Lewiten-Gesetz zu halten und hat Mose zu seinem Vermittler mit Jahwe
erbeten!
Zeigen schon diese letzteren Züge den verschärften Anspruch der
lewitische» Priester, so tritt er an anderen Stellen: nöch krasser hervor.
Der Stierdienst in Bethel wird durch die Geschichte vom Goldenen
Kalbe verspottet, und der Verfasser schwelgt in der Phantasie, wie die
Lewiten mit dein Schwert i» der Hand die abtrünnigen Israeliten zu
Jahwe bekehren. Die Herrschaft über die Rechtsprechung wird durch die Er
zählung beansprucht, daß Mose es war, der die Richter eingesetzt habe,
und daß er dabei alle schwierigeren Fälle deiii Orakel des Priesters vor
behielt (2. Mose 18).