Besondere. Kraft legt der Verfasser daraus, die Gestalt des Mose zir
heben. Er erst habe den Jahwe-Namen überkommen; er allein habe
Jahwes Worte gehört und sei Mittler zwischen Jahwe und Volk ge
wesen. AIs gegen ihn sich andere Priester erhoben, Dathan und Abiram
aus dem Stamm Rüben, da habe die Erde ihren Mund aufgetan und
habe die Aufrührer verschlungen mit all ihren Zelten (4. Mose 16). Ja,.
Blase ist sogar mehr als jeder Prophet. Abraham war ein Prophet
(1. Blose 20, 7); Mirjam, Moses Schwester, war eine Prophetin
(2. Mose 15, 20). Aber Mose ist mehr. Mit Propheten redet Jahwe
durch Verzückung oder Traum. Mit Mose hat er von Mund zu Mund
gesprochen: der hat die Gestalt Jahwes gesehen, wie sie wirklich ist.
Der ist der Verivalter über Jahwes ganzes Hanswesen geworden
(4. Mose 12, 6—8). Die Propheten, die anderen Verbündeten der
unteren Klassen, werden anerkannt; aber der Priester niosaischer Auto
rität wird doch noch weit über sie gehoben.
So zeigt sich beim Elohisten noch stärker wie beim Jahwiften die
Absicht, durch seine Darstellung in bestimmter Richtung zu wirken.
Beide erzählen die Geschichte der Menschheit oder die Geschichte des
Volkes, um dem. Leser unbewußt und unvermerkt den eigenen Stand
punkt zu suggerieren. Natürlich dient nicht jedes Wort, das sie schrieben,
mit derselben Absichtlichkeit diesem Zweck. Sie haben beim Sammeln
manches mit aufgenommen, das dieser Tendenz fernsteht, haben teil
weise die älteren Ueberlieferungen mit einfacher Treue nacherzählt, ohne
an ihnen zu modeln; dadurch haben sie als Sammler eine bedeutend
größere Wichtigkeit für unsere Forschung als um der Tendenz willen,
die sie selber erfüllte. Trotzdem bleibt bestehen, daß für sie selbst diese
Tendenz wahrscheinlich der einzige Beweggrund war, aus deni heraus
sie ihre Werke schufen.
Zeitlich müssen beide sich sehr nahe gestanden haben. Wir haben
früher gesehen, daß wir den J'ahwisten kaum vor 800 ansetzen dürfen.
Und der Elohist hat sicher nicht viel nach 780 geschrieben. Die neue
Wendung, die schon vor 760 die Opposition der Proletarier und Leiviten
nahni, zeigt in seinem Buche noch nicht einmal eine leise Spur. Jahwift
und Elohist stammen also aus derselben Generation. Nur geben sie dieÄuf-
fassung verschiedener Kreise der lewitischen Bewegung ivieder, mist
daraus allein ist ihr Unterschied zu erklären.
Dabei ist aber zu bemerken, daß der Elohist mehr als sein Vor
gänger oder gar der Verfasser des Joseph-Romans die Stimmung der
Masse trifft. Er steht dem wirklichen Kultus näher, den doch trotz aller
Opposition die Masse immer noch mitmachte; und er räumt dem Wunder
baren einen ganz anderen Raum ein als jene. Ter Zanberstaü des
Moje ist für den Elohisten ein Geschenk Gottes selbst; und er ist not
wendiger Vermittler bei jeder Tat, die Mose tut. Tie. Rolle, die die
Posaunen der Priester bei der Erstürmung Jerichos spielen, ist so be
kannt. Auch diese Geschichte kennt nur der Elohist. Er vereinigt Gott-
vertrauen, Wunderglaube und Priesterführung zu einem untrenn
baren Geinisch. Die großen tind neuen Gedanken der oppositionellen
Religion hat er nicht verleugnet, hat sie aber stärker als der Jahwist mit
altüberliefcrterPriestertaktik durchwoben. Gerade darum aber hat er
auf die Folgezeit stärker gewirkt als jener.