Full text: Von der Amöbe zum Menschen

sie zugleich mit dem Todten begraben worden. Man brachte 
nun diese scheinbar abgestorbenen Lebewesen in eine passende 
Flüssigkeit und auch sie wurden wieder lebendig. Man 
hat solche Bazillen in flüssiger Luft einer Kälte von ca. 
200 Grad ausgesetzt — es hat ihnen nichts geschadet! 
Die kleinen Zellengeschöpfe sind das Baumaterial, aus 
dein alle Lebewesen der Erde aufgebaut sind. All diese 
kleinen uub großen Tiere, die auf der Erde, in Wasser und 
Luft sich tummeln, auch wir Menscheu, sind Zellenstaaten, 
bestehend aus Millionen und Milliarden lebender Zellen. 
Das Baumaterial ist immer das gleiche, einerlei, ob sich 
daraus ein Wurm oder ein Mensch entwickelt hat. 
Nichts zeigt deutlicher unsere Verwandtschaft mit den Tieren, 
unser Herauswachsen aus dem Tierreich, wie gerade 
die Tatsache, daß es gauz das gleiche Material ist, aus 
dem auch unser Körper sich geformt hat. 
Mit dem Moment, wo eine Anzahl lebender Einzelzellen 
sich zn einem Zellenstaat zusammenschloß, ist in diesem Zellen 
staat auch schon eine gewisse Arbeitsteilung eingetreten. 
Die Einzelzelle muß alle Lebensfunktionen allein ausführen: 
sie muß fressen, verdauen, muß die Fortbewegung bewerk 
stelligen, während man bei den Geschöpfen, die ans etlichen 
Dutzenden oder Hunderten solch lebender Zellen bestehen, 
beobachten kann, wie die äußeren Zellen die Fortbewegung des 
ganzen Zellenklumpens bewerkstelligen, während die inneren 
sich zu Darmzellen entwickelten und die Verdauung und Er 
nährung besorgen. Je mehr Zellen sich zu einem Lebewesen 
vereinigen, je komplizierter also der Aufbau eines Geschöpfes 
ist, um so mannigfaltiger gestaltet sich dann auch die Ar 
beitsteilung. Es bilden sich einzelne Zellengruppen heraus, die 
gauz bestimmte Funktionen ansüben, z. B. außer der Gruppe, 
welche die Bewegung bewerkstelligt, und der, welche das Fressen 
und Verdauen besorgt, eine Gruppe, welche Empfindungen 
vermittelt — es ist dies der erste Anlauf zur Bildung des 
Nervensystems —, dann schließlich entwickelte sich aus diesen 
Empfindungszellen heraus eine Gruppe von Denkzellen. 
Die Empfindnngszellen entwickelten sich schließlich zum Nückcn- 
marksstrang der Wirbeltiere, die Denkzellen bildeten an dessen 
einem Ende ein Knötchen — das Gehirn. Besaß vorher 
solch ein Zellenstaat nur ein sehr mangelhaftes Orientie 
rungsvermögen, so wurde nun mit dem Vorhandensein eines 
Bewußtseinszentrums — auch dieses Orientierungsvermögen 
vollkommener, indem sich auch dafür besondere Zellengruppen 
bildeten (Gesichts-, Gehör-, Geschmacksapparat).
	        
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