Full text: Das Europa-Haus in Berlin

ERBBAURECHT UND FINANZIERUNG 
D ie Grundlage für die Erbauung des „Europa- 
Hauses“ bildet ein 56 Jahre währendes, sich 
unter gewissen Umständen verlängerndes 
Erbbaurecht zugunsten der Großbauten A.-G., die 
hierfür einen jährlichen Erbbauzins zu entrichten 
hat. Dieses Erbbaurecht muß nach den deutschen 
Gesetzen an erster, ausschließlicher Rangstelle auf 
dem in Frage stehenden Grundstück eingetragen 
sein; selbst die mündelsichere Hypothek einer Bank 
hat ihm im Range nachzugehen. 
Die Finanzierung war recht schwierig, hat doch 
Krieg und Inflation die deutsche Wirtschaft blutleer 
gemacht. 
Die hypothekarische Beleihung des „Europa- 
Hauses“ erfolgte durch die Hypothekenabteilung der 
Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, deren 
Direktoren, die Herren Geheimräte Schreyer, Zeitl- 
mann, Kopplstaetter, sowie Dr. Käreher an der Ent 
wicklung des „Europa-Hauses“ stets lebhaften An 
teil nahmen und diese mit Rat und Tat förderten. 
Die weiteren vorübergehend benötigten Beträge 
stellte die Danatbank, Berlin, sowie Mieter in Form 
von Baukostenzuschüssen zur Verfügung. 
Die Mietpreise der Läden betragen je nach Lage 
und Tiefe jährlich 150 bis 580 RM. pro qm, die der 
Stockwerke 55 bis 55 RM. pro qm. 
EIN PAAR WORTE ÜBER BERLIN 
UND SEINE ENTWICKLUNG 
N ach New York und London ist Berlin die 
bedeutendste Stadt der Welt. Seiner gün 
stigen, geographischen Lage wegen — in der 
Mitte Europas als Schnittpunkt der Linien Stock 
holm—Rom und Paris—Warschau—Moskau — wird 
es naturnotwendig auch weiter gedeihen. 
Seit durch die Revolution die kleineren deutschen 
Kulturzentren wie München, Stuttgart, Dresden, 
Weimar ihrer Mäzene beraubt wurden und die Be 
hörden, sowie die Großindustrie sich mehr und 
mehr in Berlin konzentrieren, ist es auch Nutz 
nießer dieser günstigen Konstellation geworden und 
zieht magnetisch den größten Teil des deutschen 
Kapitals, der deutschen Volkskraft und des deut 
schen Unternehmungsgeistes an sich. 
Wie seit langem Paris Frankreich und London 
England ist, so wird schon in wenigen Jahrzehn 
ten Berlin Deutschland sein. — Die Bevölkerung 
der deutschen Reichshauptstadt wird durch ihre 
Arbeitsamkeit und Intelligenz diesen Vorgang noch 
beschleu nigen. 
Berlin hatte nach dem 50jährigen Krieg 6 000 
Einwohner, am Anfang der Regierung 
des „Großen Friedrich“ 82 000, 
am Schlüsse derselben 147 000. 
Als Bismarck seinen König zum ersten 
Male im Jahre 1848 beriet, waren es . . 560 000 
Einwohner, nach dem Kriege 1870/71 . 952 000, 
1890 bei Bismarcks Entlassung fast . . 2 000 000. 
Heute beträgt die Bevölkerung 4,5 Millionen und 
damit vier Fünftel der Bevölkerung Sachsens. 
4000 Aktiengesellschaften und 64 000 im Han 
delsregister eingetragene Firmen, die fast ein Vier 
tel der deutschen Industrie und des deutschen Han 
dels bewältigen, haben hier ihren Silz. 
Nach Duisburg ist Berlin der größte deutsche 
Binnenhafen mit jährlich 55 000 ankommenden und 
ebenso vielen abfahrenden Schiffen. 
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