Full text: Die Sozialisierung, ihre Wege und Voraussetzungen

wird, aufhören wird, den unverhältnismäßig großen Raum einzu 
nehmen, den sie jetzt in der Gedankenwelt der Menschen einnimmt; statt 
in unseren Gedanken die Hauptsache zu sein, wird sie zu einer ganz 
nebensächlichen und langweiligen Angelegenheit herabsinken, über die 
wir uns den Kopf nicht zu zerbrechen brauchen." 
XI. Der Weg zur Sozialisierung 
In unserer Darstellung haben wir verschiedene Wege zum Sozia 
lismus, verschiedene Methoden der Sozialisierung kennen gelernt. Zu 
nächst die „V o l l s o z i a li s i e ru n g", mit der die Bolschewiki und 
ihre kommunistischen Freunde in Ungarn den Kapitalismus mit einem 
Schlage zu vernichten und durch ein einheitlich konstruiertes sozialisti 
sches System zu ersetzen suchten. Dies verwegene Experiment hat in 
Ungarn mit der sozialen Katastrophe und dem Siege der Konterrevo 
lution geendet. In Rußland haben die Bolschewiki zwar ihre Herr 
schaft bereits dreieinhalb Jahre lang zu behaupten vermocht, jedoch nur 
in der Form der rücksichtslosesten Diktatur auch gegenüber dem Prole 
tariate selbst und um den Preis einer beispiellosen Zerrüttung der 
ganzen Volkswirtschaft. Platten Erfolgsanbetern mag das nackte Fak 
tum, daß die Bolschewiki sich solange in der Macht halten konnten, hin 
länglich imponieren; minder anspruchslose Naturen werden sich an die 
sozialen Ergebnisse des bolschewistischen Gewaltregiments halten. Diese 
Ergebnisse sind aber derartige, daß sie jeden Sozialisten, der den öko 
nomischen und kulturellen Aufstieg für das Wesentliche am Sozialis 
mus hält, von einer Nachahmung der bolschewistischen Methoden ab 
schrecken müssen. 
Zumal wir sahen, daß die führenden Köpfe der Bolschewiki selbst 
— wir erinnern nur anRadek und Professor B a r g a — den Pro 
duktionsrückgang und die Senkung der Lebenshaltung des industriellen 
Proletariats infolge der kommunistischen Umwälzung nicht für eine 
zufällige Erscheinung erklärten, sondern für eine unvermeidliche Folge 
dieser Umwälzung selbst. Auf geraume Zeit hinaus werde der Lebens 
standard der proletarischen Massen in den kommunistischen Ländern 
beträchtlich unter den der kapitalistischen Länder sinken. Als Ent 
schädigung dafür verheißt Professor Varga die Sättigung des Prole 
tariats mit geistigen und künstlerischen Genüssen. Nun, wie diese 
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