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Sehr dringend klingen die Fragen aus einem dritten
mächtigen Gebiet, aus dem Reich der geistigen Ob
jektivitäten. Die Zugänge zu diesem Reich liegen
in der freien, schwebenden Intersubjektivität, dem
noch nicht in kulturliche Bestände gebundenen Ver
kehr der Subjekte untereinander, der noch nicht
gesetzlich normierten Gemeinschaften, in denen die
Iche an der Grenze zwischen der chaotischen Sub
jektivität und der geistigen Untertanenpflicht auf
gesucht werden müssen. Das Reich der Zwecke selbst
ist das der geistig-kulturlichen Gemeinschaften, inner
halb derer sich die Wissenschaften und die außer
zeitlichen Gesetzmäßigkeiten selbst abheben. Das
Ich scheint, sofern es noch etwa in Gesellschaft, Staat,
Volk, Kirche, Schule, Familie oder in Kunststilgruppen,
Wirtschaftsvereinigungen eine Rolle zu spielen hat,
im Umkreis der Wissenschaften und erst recht dem
hohen Zirkel der reinen Gesetzmäßigkeiten aus
geschaltet zu sein. Unser Problem erreicht hier seine
anziehendste und schwierigste Stelle. Es wird schon
etwas bedeuten, es auch nur Umrissen zu haben.
Ganz anderer Art sind die Schwierigkeiten, die
sich auftun, wenn wir unsere Problematik sich auf
der untersten und tiefsten Ebene ausbreiten lassen,
der Ebene, auf der sich das Ich unmittelbar bezeugt.
Nicht mehr um ein Ichbewußtsein handelt es sich hier,
sondern um die Tatsachen der Individualität, welche aus
den Phänomenen des innersten Nichtanderskönnen, des
Überwältigtseins durch das eigne Wesen, und aus den
Erscheinungen religiöser Art, aus den unveräußerlichen
Selbstdarstellungen, also aus der Unmittelbarkeit des
Ich mit seltener Deutlichkeit zu eruieren sind.