fullscreen: Girondisten und Jakobiner

ZUR HISTORISCHEN EINFÜHRUNG 
Mirabeau starb am 2. April 1791. Zweihunderttausend Menschen geleiteten des toten Citoyen Über- 
führung ins Pantheon. Die Nation beweinte ihn und ahnte den Einsturz ihrer Welt, die seine breite 
Schulter nicht mehr trug. Der König, der seine Eloquenz subventionierte, und die Königin, die nächt- 
Lich und heimlich mit ihm sich beriet, ahnten Abgrund und Finsternis. Jene „Gesellschaft der Ver- 
fassungsfreunde“, die in dem ehemaligen Jakobinerkloster von St. Honore ihre Sitzungen abzu- 
halten pflegte und bald zu dem kräftigeren Namen: Jakobiner kam, der radikalere Klub der Cor- 
Jeliers auch, wo Marat und Danton brüllten, — jener Robespierre ahnte den T. riumph. 
Am 6. April begannen wieder die Sitzungen der Nationalversammlung. Die magere Rechte unter 
Führung von Cazal&s und Abbe Maury, eingeschlossen von der revolutionären Majoritäl und ihre 
Ohnmacht mit Protesten drapierend, hoffte nur noch auf die europäische Intervention zugunsten 
des Königs. Die Leitung der Linken fiel nach Mirabeaus Tod auf die Führer des radikalen Partei- 
flügels: auf Barnave und die beiden Lameth. Schon trennte sich Robespierre von ihnen und gründete 
mit Petion und einigen anderen eine kleine radıkal-demokratische Oppositionsgruppe, die außerhalb 
des Parlamentes von den Jakobinern unterstützt wurde. Die Versammlung wurde ein wenig müde 
und verlor rasch ihre Popularilät, die auf die Klubs und die Hetzpresse überging. Marat schrie jeden 
Tag: Veillez! Veillez! Die Königsfamilie versuchte wahrhaftig die Flucht. Der Dragoner a. D. 
Drouet wachte und verhaftete sie in Varennes. Der für die Person des Königs verantwortliche Ge- 
neral La Fayette bändigte die Volkswut durch seine gelassene und nicht erschütterte Kühnheit. Die 
Nationalversammlung aber, zu würdig, zu zurückhaltend und die Flucht Entführung nennend, ver- 
!or das Spiel vollends gegen Robespierres hämische Beredsamkeit: „Je fais le proc&s de l’Assem- 
lee, quelle fasse le mien!“ * Die altersschwache Konstituante wurde verabschiedet und die Wahlen 
zur Legislative ausgeschrieben. Die Versammlung beging den letzten Fehler — aus einem matten 
Anstand oder aus gegenseiltigem Neid — ihre Mitglieder für nicht wieder wählbar zu erklären. 
Das Departement der Gironde mit der gärenden und republikanisch gesinnten Hauptstadt Bordeaux 
als Miltelpunkt stellte mit seinen zwölf Deputierten eine ganze politische Partei. Unter Führung 
Jer begabten Advokaten Vergniaud, Guadet, Gensonne, Grangeneuve erreichte sie in der Gesetzgeben- 
den Versammlung, die im Oktober 1791 zusammentrat, bald einen außerordentlichen Einfluß. Brissot, 
Petion, Roland und ihre Anhänger schlossen sich ihr an, die heimliche Aktiwvität der Frau Roland 
arbeitete für sie, aus dem früheren Zentrum kamen gewichtige Leute wie Condorcet, Fauchet, Isnard 
und Henri Lariviere. Das neue Parlament, das eine jüngere Generation als Vertreter des Volkes 
sah, setzte sich aus drei heterogenen Elementen zusammen : den Konslitutionellen, der Partei der 
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