Aber die giftige Saat der „Positiven China-Politik“ Tanakas
ging auf, zerstörte die Freundschaft China—Japans, vernichtete
zum großen Teil den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau
der jungen Republik China. Auf demselben Wege, auf dem im
sechsten Jahrhundert nach Christi Geburt chinesische Kultur,
Schrift, Literatur uhd konfüuzianische Ideen nach Japan ein-
strömten, marschierten jetzt japanische Soldaten über die Man-
dschurei, Mongolei, das Jeholgebiet, besetzten Nordchina,
Schanghai und bombardierten mit Bomben südchinesische
Städte,
Mit überraschender Schnelligkeit ist bisher das Tanaka-
programm, das der japanische General dem Kaiser von Japan
am 25, Juli 1927 in seinem Memorandum über die japanische
Expansionspolitik übermittelte, Punkt für Punkt abgewickelt
worden.
Der Text des Tanaka-Memorandums wurde in der Zeit-
schrift „China Critic“ in englischer und chinesischer Sprache
veröffentlicht; ohne daß im Laufe von zwei Jahren ein Dementi
von japanischer Seite erfolgte. Die englische Zeitung „Morning
Post” leitete eine eingehende Untersuchung ein, als deren Er-
gebnis sie für die Echtheit garantieren will. Das „Journal de
Geneve” weist ein japanisches Dementi mit sachlichen Gegen-
gründen zurück und findet eine überraschende Übereinstimmung
zwischen den Programmpunkten des Memorandums und der
seither von Japan verfolgten Politik, so daß das fragliche Doku-
ment schwerlich eine Prophezeiung. oder gar eine Erfindung
eines Politikers sein kann,
Das Memorandum darf nicht als die Stimmung des japa-
nischen Volkes gewertet werden. Eine kleine aber mächtige
Gruppe regiert heute Japan, in der die verhängnisvollen Ideen
des Tanaka-Memorandums fortleben, wie dies in der Presse und
insbesondere in der Zeitschriften-Literatur offen zutage tritt.
Diese Übereinstimmung des Memorandums mit dem seit der
Veröffentlichung tatsächlichen Geschehen im ostasiatischen
Raum rechtfertigt die Verbreitung dieses eigenartigen Tatsachen-
beweises japanischer Politik und gibt für die an der Verzerrung
der traditionellen Kraftlinien und der Verschiebung des Gleich-
gewichts internationaler Interessen interessierten Mächte war-
nende Fingerzeige für die Zukunft. .
Der Herausgeber,
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