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XVlIi. Zur Kanzlerkrise und Friedensresolution Juli 1917
dauernden Versorgung 1,5 Millionen Tonnen erforderlich. Diese Tonnage
kann nur durch weitere Schwächung der Kriegswirtschaft unserer Feinde
gewonnen werden. Auch ist zu bedenken, daß das Kriegsgerät, das die
Vereinigten Staaten jetzt selbst brauchen, auch ohne aktive Teilnahme der
Vereinigten Staaten am Krieg uns gegenüber in Wirksamkeit treten würde.
Die amerikanische Gefahr ist also zunächst nicht groß. Wir werden siegen,
wenn hinter dem Heer das Volk in geschlossener Einigkeit steht. Dazu muß
uns die Volksvertretung helfen, wie auch wir der Heimat durch Abgaben
an Menschen und Material an den heimischen Bergbau, die Industrie und
die Landwirtschaft helfen. Wir verfolgen nicht einseitig Heeresinteressen.
Im einzelnen:
Freisinnige Abgeordnete (Payer, Fischbeck):
Ist ein entscheidender Schlag zu Lande möglich?
Wann wird der ll-Bootkrieg sein Ziel erreichen?
Wer hält länger aus, der Feind oder wir?
Wir können den Krieg nicht mehr lange fortsetzen. Die Schwierig
keiten im Innern sind sehr groß und wachsen dauernd. Große Nahrungs
sorgen. Dem Volke muß ein Hoffnungsstrahl geschenkt werden,' wir müssen
im Innern Ruhe schaffen; es herrschen starke Friedenssehnsucht und starke
Zweifel, ob wir Kraft zum Durchhalten haben. Wir müssen dem Volke
bekunden, daß wir den Frieden erstreben und die erste leidliche Friedens-
möglichkeit ergreifen werden. Das soll durch die Resolution des Reichs
tages erreicht werden. Gleichzeitig wird es durch eine solche Resolution
gelingen, die Feinde zu überzeugen, daß wir sie nicht vergewaltigen wollen.
Exzellenz Ludendorff: Kriegsentjcheidende Angriffe nicht
möglich. Jedoch hat die militärische Niederlage Rußland zur Revolution
gebracht und die französische Armee in ihrem Wert sinken lassen. Daneben
wird der H-Bootkrieg sein Werk tun.
Die geplante Resolution wird den Kriegswillen unserer Gegner
stärken, sie warten ja auf die Zeichen unserer Schwäche und hoffen, daß
wir im Innern zusammenbrechen. Auch wird die Resolution auf die Ver
bündeten, die Armee und weite Kreise im Innern niederdrückend wirken.
Das muß abgewogen werden gegen die genannten Vorteile. Wir legen
uns auch fest auf ein Nichts, während die anderen alles fordern.
Zentrum und Sozialdemokraten. (Erzberger, Mayer,
Scheidemann, Ebert.)
Exzellenz Ludendorff: Krieg nicht allein durch die Waffen
zu entscheiden. Volk und Heer müssen zusammenstehen. Der Friede wird
um so eher kommen, je stärker wir uns halten.
Abgeordneter Scheidemann (Die anderen Abgeordneten
vertreten annähernd die gleiche Stellungnahme):
Der Krieg ist durch die Waffen in diesem Jahr nicht zu entscheiden.