Full text: Armer Henner .. (1/2)

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Wilmersdorfer Bauernjunge, die noch vorhandenen, 
unverkauften Terrains gar nicht gerechnet!" 
„Erlaube!" sagte Frau Fanny und rückte sich in 
ihrem Sessel zurecht, „so viel Geld in einer Hand, 
das gibt's ja gar nicht! Und, wenn du auch sonst 
leidlich gescheit bist, Alterchen, woher willst du das 
alles wissen?" 
„Wenn du den Brief da mit etwas mehr Andacht 
gelesen hättest, Fannutschka, könntest du dir's ungefähr 
denken. Na also, nachdem ich den Postboten auf dem 
Feld draußen abgefangen hatte, setzte ich meine alte 
Liese in Schunkeltrab, ließ für ein paar Stunden 
Klever Klever sein und fuhr querfeldein nach Groß- 
Klentzien. Und denk dir nur, ich hatte recht, die alte 
Reichnerin kuppelt wirklich!" 
„Ein bißchen deutlicher, wenn ich bitten darf," 
sagte Frau von Quesseudorpf und langte in die Seiten 
tasche ihres graugrünen Leinenjaketts, um sich zur 
Abwehr des lästigen Mückenvolkes eine Zigarette an 
zustecken. 
„Na, dann gib mir erst einmal Feuer ... so, 
danke — und jetzt paß auf!" Der Baron schob den 
Teller fort und lehnte sich mit der brennenden Zi 
garre behaglich im Sessel zurück. „Also daß alter 
Adel und bunter Kragen schon seit alters her einen 
schwunghaften Handelsartikel darstellen, je älter und 
bunter, desto begehrter in den weiblichen Kreisen der 
sogenannten Geldaristokratie jeglicher Konfession und
	        
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