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Herkunft, ist dir bekannt. Nun hat sich aber in neuerer
Zeit auch nach der andern Coteseite hin ein Bedürf
nis herausgestellt, mit der Ansammlung großer Ver-
mögen in bürgerlichen Familien haben auch die Herren
Erbsöhne Geschmack daran gefunden, sich ihre Lebens
gefährtinnen in den Kreisen des alten Adels zu suchen.
Eigentlich ganz logisch, nicht wahr, denn wenn die
Schwester sich einen Grafen leistet, weshalb soll der
Bruder da zurückstehen und sich nicht eine Gräfin
kaufen dürfen, eine richtig gehende Gräfin mit einem
veritablen neunzinkigen Krönchen auf den Dessous?
Das gibt immerhin ein gewisses Relief, erleichtert
auch den Zutritt zu unsern Kreisen, denn unter sich,
merkwürdigerweise, amüsieren sich diese Protzen nicht,
mit der ersten Million pflegt sich eine Art von Heiß
hunger nach dem Dunstkreis des alten und ältesten
Adels einzustellen. Die Firma F. Bornträger aber,
deren Inhaber nicht nur ein sehr vielseitiger, sondern
auch sehr umsichtiger Geschäftsmann zu sein scheint,
hat unter Benutzung dieser neuen Konjunktur schon
einige ganz bedeutende Abschlüsse erzielt. Namentlich
zwischen Rheinland-Westfalen auf der einen, und
Mecklenburg auf der andern Seite. Und es wird
klotzig daran verdient, meinte die alte Reichnerin.
Wenn sie ihren Wilmersdorfer Bauernjungen passend
unterbringt, gedenkt sie ihre Klitsche zu verkaufen und
sich in Wiesbaden zur Ruhe zu setzen. Er hat näm
lich noch eine jüngere Schwester, die aber nicht minder