Full text: Armer Henner .. (1/2)

88 
begütert ist, und da gedenkt die gute Reichnerin wohl 
zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen Ich pro- 
ponierte ihr halb im Scherz ben braven Sacrow, 
damit er bei der Affäre doch nicht ganz leer ausgeht, 
sie hat aber schon einen andern Chaffeuroffizier in 
petto, ihren Neffen Erxleben, den Bataillonsadju- 
tauten. Eigentlich rührend, so viel Familiensinn, nicht 
wahr?" 
„Queffendorpf," sagte Frau Fanny, denn wenn 
sie ärgerlich oder entrüstet war, nannte sie ihren 
Gatten stets mit seinem Vatersnamen, „ich will zu 
deiner Ehre annehmen, daß du dir mit dieser Schnurre 
nur einen schlechten Scherz erlaubt hast!" 
„Leider nein, Fanuutschka!" 
„Dann bedaure ich sehr, aber einer gewerbs 
mäßigen Heiratsvermittlerin mit ihren Protsgss bleibt 
dieses Haus verschlossen!" 
Der Baron von Queffendorpf nahm die Zigarre 
aus dem Munde und klappte mit einer leichten Ver 
neigung die Stiefelabsätze zusammen: „Scharmant, 
mein Liebstes, denn wer in diesem Hause empfangen 
werden darf oder nicht, darüber hast du zu bestimmen. 
Aber wem nützen wir mit dieser korrekten Haltung? 
Und halte:: wir dainit vielleicht eine Entwicklung auf, 
die ich im übrigen gar nicht bedaure, nämlich den 
Niedergang desjenigen Adels, der zu schlaff und un 
tüchtig geworden ist, die von den Vorvätern ererbte 
Position zu behaupten? Meinen schroffen Standpunkt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.