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begütert ist, und da gedenkt die gute Reichnerin wohl
zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen Ich pro-
ponierte ihr halb im Scherz ben braven Sacrow,
damit er bei der Affäre doch nicht ganz leer ausgeht,
sie hat aber schon einen andern Chaffeuroffizier in
petto, ihren Neffen Erxleben, den Bataillonsadju-
tauten. Eigentlich rührend, so viel Familiensinn, nicht
wahr?"
„Queffendorpf," sagte Frau Fanny, denn wenn
sie ärgerlich oder entrüstet war, nannte sie ihren
Gatten stets mit seinem Vatersnamen, „ich will zu
deiner Ehre annehmen, daß du dir mit dieser Schnurre
nur einen schlechten Scherz erlaubt hast!"
„Leider nein, Fanuutschka!"
„Dann bedaure ich sehr, aber einer gewerbs
mäßigen Heiratsvermittlerin mit ihren Protsgss bleibt
dieses Haus verschlossen!"
Der Baron von Queffendorpf nahm die Zigarre
aus dem Munde und klappte mit einer leichten Ver
neigung die Stiefelabsätze zusammen: „Scharmant,
mein Liebstes, denn wer in diesem Hause empfangen
werden darf oder nicht, darüber hast du zu bestimmen.
Aber wem nützen wir mit dieser korrekten Haltung?
Und halte:: wir dainit vielleicht eine Entwicklung auf,
die ich im übrigen gar nicht bedaure, nämlich den
Niedergang desjenigen Adels, der zu schlaff und un
tüchtig geworden ist, die von den Vorvätern ererbte
Position zu behaupten? Meinen schroffen Standpunkt