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wenn man sich wieder einmal begegnete, grüßte man
sich ganz kameradschaftlich, flirtete auch wohl wieder
für ein paar flüchtige Minuten, seufzte ein bißchen
und tat dem anderen den Gefallen, den alten trivialen
Vers zu zitieren, es wär' so schön gewesen, es hat
nicht sollen sein . . .
„Also ich habe Ihnen den Gefallen getan, lieber
Herr von Sacrow," hatte sie heute abend gesagt, als
sie vor der Quessendorfer Parkveranda um den kleinen
Weiher schritten, „ich hatte so wie so im Städtchen zu
tun, und da entschloß ich mich, Ihrer so verehrten
Freundin, Frau Oberleutnant Hartung einen Besuch
zu machen!"
„Nun, und?" Das Herz schlug ihm bis in den
Hals, denn jetzt kam die Entscheidung, Alix Prahl-
storsf aber zuckte mit den Achseln.
„Ach Gott, lassen wir'S lieber! Wenn ich Ihnen
wahrheitsgetreu meine Eindrücke schildere, verletze ich
vielleicht Gefühle, die Ihnen zu hoch stehen, als
daß . . ."
„Frau Hartung ist allerdings meine Freundin,
und ich hätte es aus verschiedenen Gründen sehr
gerne gesehen, gnädigste Komtesse, wenn Sie beide
sich ein wenig näher aneinandergeschlossen hätten . . ."
„So, na denn also" — in ihre dunkeln Augen
trat ein seltsames Schimmern und um ihren vollen
Mund legte sich's wie höhnischer Trotz — „also, ich
weiß nicht, ob ich mich dazu entschließen könnte.