102
und — weiß Gott — ohne jede Nebenabsicht gefragt,
was wohl eigentlich so ein Wunderwerk aus Blumen,
Federn lind Spitzen kostete, wie sie es an dem zu
sammengeknoteten Seidenbande so nonchalant am Arm
trüge. . . . Und da hatte sie ganz achtlos erwidert:
„Der Hut da? Keine Ahnung, aber wenn die Gerson-
Prager mir die RechillUlg schickt, sönnen wir ja mal
nachsehen. Billig auf keinen Fall, aber weshalb fragen
Sie eigentlich, Herr von Sacrow? Gefällt er Ihnen
vielleicht nicht?" Drückte das luftige Gebäude ans
das schwere, rotblonde Haar und sah ihn mit kokettem
Lächeln an. Er aber hatte die Hand auf das Herz
gelegt, durch das bei dieser leichtfertigen Antwort ein
schmerzhafter Stich gegangen war: „Im Gegenteil,
gnädigste Komtesse, geradezu ausgezeichnet und kleidet
Sie zum Entzücken, also, zu mehr fehlen mir die
Worte. . . ." In jenem Augenblicke hatte es den
ersten Ansatz zu dem Rechenexempel gegeben, das
nicht aufgehen wollte, so sehr man es auch von allen
Seiten drehen und wenden mochte, und er entsann
sich deutlich, wie er schon damals beim Heimreiten
allerhand abmahnende Selbstgespräche geführt hatte:
„Mach Abmarsch, Henner, solche Lilien auf dem Felde
sind nur für die Herren von der Gardekavallerie vom
Millionär aufwärts gewachsen, also wie kannst du,
kleiner Chasseur, dich so sträflich erdreisten? Für so
einen Hut dienst du deinem Herrn König vielleicht
einen geschlagenen Monat. . . ." Und wenn er an