Full text: Armer Henner .. (1/2)

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deiner Stelle, mein Junge, würd' mir zu schad' sein, 
die unwürdige Rolle zu spielen, die dir in dem ver 
flucht gescheiten Briefe da zugemutet wird!" 
Henner duckte den Kopf und sah den Freund un 
sicher an, fast als fürchtete er sich davor, daß dieser 
einen Gedanken in Worte fassen könnte, der aus dem 
untersten Grunde des Mißtrauens anfkriechend seine 
dürren Finger ihm ums Herz krallte ... der Haus 
herr aber trat zu ihm, legte die Hand auf seine 
Schulter. „Ja, ja, mein Junge, es ist so. Und ich 
an deiner Stelle würde mir wirklich zu schade sein, 
für diesen Herrn Schmielke den Scharfmacher, den 
Anreißer zu spielen." 
„Franz!" wollte er aufschreien, aber der Jäger 
des Hausherrn trat ins Zimmer, pflanzte sich mit 
hörbarem Ruck neben der Tür auf: „Herr Ober 
leutnant, in zehn Minuten tritt die Kompanie auf 
dem kleinen Exerzierplätze an, und Herr Oberlentnant 
haben die Aufsicht!" 
„Gut, ich danke!" 
Der Jäger, zum Nachmittagsdienst schon in Drillich 
anzug mit umgeschnalltem Hirschfänger, machte kehrt, 
und der Hausherr schritt zum Fenster hinüber, um 
sich für den Gang nach dem Exerzierplätze den 
Stummel seiner „Strohgelben" wieder anzustecken. 
„Also es geht wieder los mit dem stieben Dienst'. 
Na, und was hast du dir eigentlich für heute nach 
mittag angesetzt, Henner?"
	        
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