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Wahrhaftig nicht," beteuerte er, vermied es aber, ihr
dabei in die Augen zu sehen.
„Na ja," sagte sie und bemühte sich, ihrer Stimme
einen recht leichtfertigen, sorglosen Ausdruck zu geben,
„eigentlich sind wir doch furchtbar töricht! Erörtern
lang und breit abgetane Geschichten. . . . Was geht
Sie denn noch an, ob und wen die Komteß Prahl-
storff heiratet, nachdem Sie doch endgültig zu der Ein
sicht gekommen sind . . ."
„Ja, daß ich ein Narr war, Frau Annemarie, der
sich einbildete, mit dieser Einsicht wär' alles zu Ende!
Wenn Narren mit Vernunft zu kurieren wären . . .
was, glauben Sie wohl, hab' ich in diesen Tagen mir
alles vorräsoniert! Und ein plötzlich am Horizonte
auftauchender Müderer' zeigt einem, daß Welt und
Menschen von allem möglichen regiert werden, nur
nicht von der sogenannten Vernunft! . . . Wollen auf
hören, Frau Annemarie, das Letzte von dem, was da
innen braut, darf ich vor Ihrem weißen und keuschen
Seelchen ja doch nicht enthüllen. ..."
In ihre mitleidigen Augen traten Tränen, sie
griff nach seiner Hand und trat ganz dicht an ihn
heran: „Henner, Sie wissen, daß ich Sie mehr fast
liebe, als einem Freund und Bruder eigentlich zu
kommt?"
„Ich weißes, Frau Annemarie, würde ich Sie sonst
mit meinen Sorgen quälen?"
„Also wollen Sie mir versprechen, daß Sie zu mir