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lichkeit ausliefern ... ja, wem: er in diesen acht Tagen
nicht fortgeblieben wäre! Aber jetzt mit einem Male
auf Rechte pochen, deren er sich selbst freiwillig be
geben hatte? . . . Ein Achselzucken würde die Antwort
sein oder ein herzhaftes Lachen!
-i-
*
Im Kasino war's einsam. ,Nur zwei Herren saßen
im Lesezimmer, in ihre Zeitungen vertieft, der un
verheiratete Hauptmann der ersten Kompanie, von
Kreienberg, ein wortkarger, schon stark ergrauter Herr
mit verbittertem Gesichte, und sein Oberleutnant Kalck-
hoff; groß und starkknochig von Gestalt, in dem un
schönen, bartlosen Gesichte ein Paar gutmütiger blauer
Augen über einer langen, von der Mitte an ein
wenig nach links gebogenen Nase, und noch ein gut
Teil schweigsamer als sein Freund und Kompaniechef.
Moltke I und II hatte sie der Kasinowitz getauft, und
es ging die Sage, sie hätten sich eines Abends, als
sie außer einem Händedruck zur Begrüßung und zum
Abschiede nicht ein einziges Wort gewechselt, mit der
gegenseitigen Versicherung getrennt, sich schon seit
langer Zeit nicht mehr so ausgezeichnet unterhalten
zu haben. Beide trugen ihren Übernamen aber noch
aus einem andern Grunde: jedem von ihnen war zu
Beginn eine glänzende militärische Laufbahn voraus
gesagt worden, aber die Prophezeiungen waren nicht
in Erfüllung gegangen. Bei dem Alteren, weil er