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Er erhob feine lange Gestalt aus dem bequemen Klub
sessel: „Ach, lieber Sacrow, auf ein Wort!" Und als
Henner stehen blieb, fuhr er, ein wenig stockend fort:
„Nämlich, ich hätte gerne eine kurze Auskunft von
Ihnen. Heute mittag bei Tisch wurde mehrfach der
Name Schmielke genannt, und, wo Sie doch so viel
in dem Quessendorfer Hause verkehren ■ . ."
Henner von Sacrow wandte sich kurz ab.
„Bedaure, lieber Kalckhoff, bin wegen zu vielen
Dienstes seit mehr als acht Tagen nicht drüben ge
wesen, der Name ist mir ganz fremd." Hub er schritt
sporenklirrend ans dem Zimmer.
Der Oberleutnant Kalckhoff ließ sich, ein wenig
verwundert, in den Sessel zurückfallen: „Was hat er
denn nur? Ich wollte ihn doch nicht kränken?" Der
Hauptmann non Kreienberg aber sah über den Rand
seiner Zeitung.
„Zu ,einsam' ist auch nicht gut, Kalckhoff! Wer
spricht denn im Hause des Gehenkten vom Strick?
Dieser Schmielke ist doch der andre!" Und er wandte
sich wieder seiner Lektüre zu.
„So so," sagte der Oberleutnant Kalckhoff, ohne
verstanden zu habe», las ebenfalls weiter, um nach
einer ganzen Weile des Schweigens plötzlich zu be
merken: „Was geht denn das eigentlich Sacrow an?
Ich meinte doch ein junges Mädchen!"
Jetzt begann den Hauptmann von Kreienberg der
Fall zu interessieren, er legte die Zeitung fort. Sein