Full text: Armer Henner .. (1/2)

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Waterberg, 30. September. 
Liebe Freundin und Schwester! 
Ich weiß, Sie zürnen mir nicht, daß ich ohne 
Dank und Abschied von Ihnen gegangen bin. Manches 
ist ja von mir in dieser Zeit abgefallen, vieles hat 
sich geändert und geläutert, aber noch heute vermöchte 
ich's nicht, unter Ihre klaren und gütigen Augen zu 
treten ... ich bin noch lange nicht genesen! Tage 
lang reitet man im Stumpfsinn dahin, schlägt sich, die 
Kugeln schwirren . . . Biwak . .. Durst .. . Hunger, 
aber der Stumpfsinn ist keine Gesundheit. Und der 
alte Freund, dem ich tausend und mehr Meilen weit 
nachgezogen bin, um ihn zu finden, geht mir aus 
dem Wege. Jeden Abend denke ich, na, vielleicht 
morgen, aber er äfft mich, links und rechts von mir 
fallen die braven Jungen, mich verspottet er, in dem 
gellenden Pfeifen der Kugeln glaub' ich sein Lachen 
zu hören. 
Heute hat mir die Feldpost die Vermählungsan 
zeige gebracht, „Herr und Frau August Schmielke 
geben sich die Ehre" ... es gab einen gewissen Ein 
schnitt in dem ewigen Einerlei, ein paar törichte An 
klagen gegen das Schicksal und die Frage: Warum 
gerade mir das? Also gut und vorbei. . . . Nur sie 
hätte mich in Frieden lassen sollen, ich gehe ja auch 
so meinen Weg. Und nur keine Angst, daß ich 
je wieder ihren Pfad kreuzen könnte, die Hereros
	        
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