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„Na, so spät, Alter?"
Der Baron von Quessendorpf küßte seiner Gattin
mit einer gewissen altfränkischen Galanterie Stirn und
Hand und ließ beit gewaltigen Körper in einem aus
ganz besondere Tragfähigkeit erprobten Sessel nieder.
„Ja, verzeih, Fannutschka, bin aufgehalten worden.
Na, und die übrigen? die Jungens und unser.Stamm
gast'?" Womit er den Oberleutnant von Sacrow meinte,
der seit etwa drei Wochen ziemlich regelmäßig nach
beendigtem Dienst seine Abende in Quessendorf zn
verbringen pflegte.
Frau Fanny machte eine kurze Kopfbewegtnig nach
dem schon im Halbdunkel liegenden Ziergarten hin,
auf dessen gelben Sandwegen ein Paar in eifriger
Unterhaltung lustwandelte, immer um den kleinen
Weiher herum mit dem eintönig plätschernden Spring
brunnen. . . . „Da! Die Jungens aber sind mit dem
Kandidaten krebsen gegangen, in die Maldeiue. Wie
die Räuber ausstaffiert, und einen großen Kientopf
haben sie mitgenommen, obwohl ich ihnen sagte,
Krebsen bei Fackellicht wäre verboten!"
Der Baron von Quessendorpf lachte: „Schad'!
nuscht, Mutti, hab' auch genug verbotene Sachen ge
trieben, wie ich so alt war, nur erwischen sollen sie
sich nicht lassen von dem Fischereiaufseher, sonst gibt's
Wichse! Und eigentlich ist's mir ganz lieb" — er
unterbrach sich, winkte mit der rotbraun verbrannten
Rechten nach dem Ziergarten hinunter: „Guten Abend,