Full text: Zur Frage des Mutter- und Säuglingsschutzes

Einleitung. 
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®ie enorm hohe Säuglingssterblichkeit, die große Zähl kranker und 
verkrüppelter Arbeiterkinder, die stetig wachsende Zahl nnterleibskranker Frauen, 
kurzum, die ganze Summe von Erscheinungen, in denen sich das furchtbare 
Martyrium der Mutterschaft sozial ungünstig gestellter Frauen spiegelt, gab 
Veranlassung zu der vorliegenden Broschüre. 
Die Absicht war, den Genossinnen, die in der Bewegung stehen, zur 
Unterstützung ihrer Propaganda für den „Mutterschutz" knapp zusammen 
gefaßt das wichtigste Material — welches in umfangreichen Statistiken, fach- 
wissenschaftlicher Literatur, Zeitschriften und Zeitungen zerstreut liegt — zu 
übermitteln, aber auch gleichzeitig zu zeigen, daß die Mutter- und Sänglings- 
fürsorge nicht ein Problem für sich darstellt, welches man losgelöst von dem 
ganzen Komplex wirtschaftlicher und sozialer Verhältnisse der arbeitenden 
Massen behandeln kann, sondern nur im engsten Zusammenhang mit diesem. 
Es erschien diese Darstellung, wenn auch nur ganz kurz und aphoristisch 
gehalten, um so notwendiger, angesichts des heuchlerischen Verhaltens des 
Zentrums, von einem Verbot der eheweiblichen Fabrikarbeit zu faseln, wenn 
unsere Genossen, mit den, Hinweis auf den mörderischen Einfluß der 
kapitalistisch ausgebeuteten Frauenarbeit, eine Erweiterung des Arbciterinnen- 
schutzes forderten. War die Stellungnahme des Zentrums auch lediglich 
diktiert von dem Wunsche, den geforderten Schutz zu hintertreiben, so erschien 
ihre Argumentation doch noch immer einem Teil Männer und Frauen 
plausibel, die nur die bösen Folgen der Frauenerwerbsarbeit sahen und nicht 
erkannten, daß diese die Konsegnenz kapitalistischer Ausbeutung sind, die fallen, 
sobald die Ausbeutung fällt. 
Hinzu kommt, daß die bürgerlichen Philanthropen vor allein durch 
Wohltätigkeit der Säuglingssterblichkeit zu steuern suchen, dabei den Ursachen, 
soweit sie in der kapitalistischen Ausbeutung der Mütter wurzeln, nie Er 
wähnung tun oder sie gar leugnen. Trägt die vorliegende Arbeit ein weniges 
dazu bei, den proletarischen Frauen klar zu machen, daß es kapitalistische 
Profitgier in jeglicher Gestalt ist, die zusammen wirkend jene ungünstigen 
Verhältnisse schaffen, denen Gesundheit und Leben der proletarischen Mütter 
und Kinder zum Opfer fallen, trägt sie ein weniges dazu bei, diese Frauen 
zum geschlossenen Kampfe gegen die niederdrückenden Tendenzen des Kapitals 
und gegen dessen Herrschaft zu spornen, trägt sie somit dazu bei, die Frauen 
in die ersten Reihen des Kampfgetümmels für einen wirksamen gesetzlichen 
Mutter- und Säuglingsschutz zu treiben, so hat sie ihren Zweck erfüllt. 
Die Verfasserin.
	        
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