Fürbringer hat eine Reihe von Laridae und Limicolae
untersucht und ähnliche Papillen, die allerdings nicht so gut aus-
gebildet waren wie bei den Papageien, gefunden. Auch hier
konnte er nichts von zahnbein- oder schmelzbildenden Geweben
entdecken. Er vermutet zwar, dass es sich dennoch um „früh-
zeitig abortivierende“ Zahnanlagen handle, gibt aber zu, dass ein
sicherer Beweis für seine subjektive Meinung nicht vorhanden sei.
Es entsteht nun die Frage, als was die Papillen aufzufassen
sind. Röse erklärt sie für „Rückbildungsprodukte der Zahnleiste‘‘,
weil er sie bei jungen Edentaten, deren Zahnleiste rückgebildet
ist, angetroffen hat. Es ist nun nicht recht einzusehen, warum und
wie die sich rückbildende Zahnleiste die Einkerbung des Schnabel-
randes bewerkstelligen soll, ganz abgesehen davon, dass die
Existenz einer Zahnleiste bei Vögeln mehr wie zweifelhaft ist.
Einen Beweis für Röses Behauptung gibt es nicht!
Auch der Versuch Gardiners, die Papillen als Produkte
der Krümmung des Papageienschnabels aufzufassen, ist sicher
verfehlt. Sie entstehen, bevor der Schnabel seine charakteristische
Krümmung erhält, zu einer Zeit, wo ein ausgesprochenes Längen-
wachstum stattfindet. Man müsste also eher erwarten, Dehnungs-
vorgänge als Faltungsprozesse zu beobachten. Handelte es sich
hier wirklich um Produkte der Schnabelkrümmung, so wäre es
sehr merkwürdig, dass die Kinfaltung auf den Schnabelrand
beschränkt bleibt und nicht auch das Gaumendach sich quer
faltet, wie das ja auch — allerdings wesentlich später — tat-
sächlich geschieht. Und ebenso könnten ja auch im Unterkiefer
keine Papillen entstehen, da er selbst beim ausgewachsenen
Individuum nur wenig gekrümmt ist. Und gerade am vorderen
Ende des Unterschnabels sind sie sehr zahlreich und gut ent-
wickelt. Daraus geht hervor, dass eine mechanische Erklärung
der Papillen ausgeschlossen ist.
Man könnte daran denken, dass es sich um rudimentäre
Federanlagen handle. Diese etwas gewaltsam klingende Deutung
wird verständlicher, wenn man bedenkt, dass die Mundhöhlen-
bekleidung ectodermalen Ursprungs ist und dass es tatsächlich
Fraisse (13) gelungen ist, in der Mundhöhle von Anas boschas
Federanlagen zu entdecken. Zur näheren Illustrierung dieser
Tatsache führt Fraisse aus: „Unter den Bedingungen, welche
die ursprüngliche Papillenbildung im Schnabel der Vögel hervor-