Full text: Über angebliche Zahnanlagen bei Vögeln

siner Art Pulpa ausgefüllt war und das vermeintliche Dentin 
yanz die Zahnbeinstruktur zu haben schien. Wieder ruhten die 
Untersuchungen hiernach fast 20 Jahre. 1879 prüfte Fraisse (3) 
die Entdeckung Blanchards nach und fand, dass das, was der 
französische Forscher für Dentin gehalten hatte, eigenartig 
differenziertes Horn sei, Die Dentinkanälchen wurden durch die 
Konturen der länglichen verhornten Zellen vorgespiegelt. Fraisse 
deutete an, dass die Zähne der fossilen Vögel vielleicht auch 
aus Horn bestanden hätten, die verkalkt und von Knochen um- 
wachsen seien, so dass an den versteinert aufgefundenen Exemplaren 
achte Dentinzähne in Alveolen vorgetäuscht würden. Diesen 
Ausführungen schliesst sich Braun (4) (1882) im allgemeinen an. 
Im Jahre 1892 stellte Röse (5) eine neue Theorie auf. 
Er ging von der Annahme aus, dass das Gebiss der Vögel sich 
wahrscheinlich soweit zurückgebildet hätte, dass es nur noch zur 
Anlage einer Schmelzieiste käme. Seine Untersuchungen an 
Embryonen von Sterna Wilsoni und Struthio camelus führten ihn 
zur Entdeckung einer im Querschnitte spindelförmigen Epithel- 
wucherung am Gaumen, in der Nähe des Kieferrandes, die er 
als Zahnleiste deutete. Schon vor ihm hatte Gardiner (6) beim 
Hühnchen eine Epithelleiste beschrieben, ohne ihre Bedeutung 
anzugeben. Dagegen hatte er eine beim Hühnchen aussen an der 
Oberfläche des Oberschnabels verlaufende Rinne als „Analogon“ (?) 
der Lippenfurche gedeutet, eine Annahme, die von Röse be- 
stätigt wurde. Soweit moderne Autoren der Frage nach rudimen- 
tären Zahnanlagen bei Vögeln in selbständigen Arbeiten näher 
getreten sind, haben sie sich darauf beschränkt, „Zahnleisten“ auf- 
zusuchen und zu beschreiben. So macht Frl. Albertina 
Carlsson (7) (1896) die Mitteilung, dass bei Sterna hirundo 
eine Zahnleiste vorhanden sei. Tjeenk Willink (8) fand sie 
bei Gallinula chloropus, Sterna hirundo und cantiaca, Haematopus 
ostralegus, Oedicnemus crepitans und Numenius, vermisste sie 
hingegen bei Limosa aegocephala. 1901 beschrieb sie Abraham (9) 
beim Wellensittich. Daneben aber finden sich noch, besonders in 
Lehrbüchern, Angaben, die, wenn auch meist mit einer gewissen 
Vorsicht, die Behauptungen der Franzosen Blanchard und 
Geoffroy St.-Hilaire als bisher unwiderlegte Theorien hin- 
stellen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.