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Jahre so Häuser zur Zwangsversteigerung. Die Bauhand
werker verloren dabei etwa 500000 M. In Halle gaben
57 Banhandwerker ihren Verlust durch diesen Schwindel
auf ^95000 Jl an.
Als die Bodenreformer in einer Eingabe baten, bei
allen Zwangsversteigerungen den Forderungen der Hand
werker, Lieferanten und Arbeiter ein „Vorzugsrecht vor
allen anderen dinglichen Belastungen, soweit solche nicht
auf öffentlichen Titeln beruhen", einzuräumen, erklärten
sich die zehn Bauhandwerker-Innungen und der Bauhand
werkerverein zu Berlin „voll und ganz nrit dein Inhalt der
Petition der Deutschen Bodenreformer einverstanden und
befürworteten dieselbe dringend im Interesse desHandwerks".
Trotz der größten Anstrengungen schien aber alle Arbeit
vergeblich zu fein. Die „große" Presse verhielt sich außer
ordentlich kühl. Da schreckte eine Verzweiflungstat die Be
völkerung aus ihrer Ruhe. In der Nacht zum 2. Juni 1^394
erwürgte der Malermeister Rarl Seeg er in Berlin seine
vier Rinder im Alter von 7—^9 Jahren und seine Frau und
erhängte sich dann selbst. In hinterlassenen Schreiben an
den «Obermeister der Maler-Innung und an seine Arbeiter
heißt es: „viel Verluste, welche ich seit Jahren erlitten, haben
inich ruiniert. Nach jahrelangen Rümpfen bin ich zu Ende.
Ich konnte nicht mehr weiterkommen, ohne zu betrügen —
wie ich betrogen worden war". Da beriefen die Boden-
reformer und Innungen eine versanim.lung ein. Sie war
von mehr als 2000 Bauhandwerkern besucht und stellte
einen ergreifenden Notschrei der deutschen ehrlichen Arbeit
dar. Der Schreiber dieser Zeilen, der den Vorsitz führte,
wird jene Stunde nie vergessen. Der Steinmetzmeister Hein
um