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Was bedeutet die Fabrikarbeit für die Hausfrau? Will
sie daneben ihren Haushalt nur einigermaßen in Ordnung
halten: kochen, waschen, scheuern, flicken, so rnuß sie sich
überarbeiten.
Der Gewerbebeamte für Unter-Elsaß berechne^ in
der Erhebung von ^889 die Arbeitszeit einer Frau, die neben
der Berufsarbeit für einige blinder zu sorgen hat, auf \6
bis \8, ja in manchen Fällen bis nahezu 20 Stunden!
Und selbst wirklich sozial wertvolle Einrichtungen werden
unter so unnatürlichen Verhältnissen in ihr Gegenteil ver
kehrt. So heißt es in dem Jahresbericht der Gewerbeauf
sichtsbeamten Württembergs für \y\2i
„Wie sehr die Arbeiterinnen unter der Unmöglichkeit leiden,
neben der Fabrikarbeit ihren Hausfrauenpflichten voll nachzu
kommen, beweist wohl die Tatsache, daß in Fabriken, in denen die
Gewährung bezahlten Urlaubs eingeführt ist, eins verschwindende
Anzahl verheirateter Arbeiterinnen sich hierbei persönliche Aus
spannung gönnt. Sie verwenden die Urlaubstage, um eine größere
Arbeit im Haushalt vorzunehmen, zu der die sonstige Zeit nicht aus
reicht. Gewiß keine Erholung für die das ganze Jahr in doppelter
Hinsicht angespannte Arbeiterin; aber auch die wohlmeinende Ab
sicht des Arbeitgebers wird dadurch vereitelt, da die Arbeiterin nach
dem Urlaub nicht frisch und arbeitsfreudig wiederkommt, sondern
unter Uniständen erholungsbedürftiger ist als vorher."
Das heißt: die verheiratete Frau in der Fabrik muß
entweder den Haushalt vernachlässigen, oder aber sie muß
sich selbst aufreiben, d. h. sie kann weder dem Mann noch
den Kindern fein, was die Frau und Mutter sein soll. Die
Ernährung in solchen: Haus muß die denkbar schlechteste sein.
Es kann nur noch gekocht werden, was am schnellsten geht.
Der Mann wird ins Wirtshaus getrieben —und die Kinder?