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Line Grundrente in unserem Sinne war in diesen
400 Jahren nicht möglich, weil die groß angelegte, fast un
unterbrochen durchgeführte Besiedlung des Dstens jeder
zeit soviel freie Arbeitskräfte auftrahm, wie sich nur boten.
Jeder unbillige Druck von den ländlichen oder städtischen
Grundherren wäre mit einer Auswanderung in das freie Dst-
land beantwortet worden. Diese 400 Jahre deutscher Wirt
schaftsgeschichte nun sind trotz aller Unruhen, Kriege und Feh
den Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwungs, dessen Größe
wir uns kaum noch vorstellen können. Die Kathedralen,
Münster und Dome, die Rathäuser, die stolzen Kauf- und
Wohnhäuser der mittelalterlichen Städte lassen uns ahnen,
wie groß der Reichtum jener Zeit gewesen sein muß, zumal
wenn wir bedenken, daß selbst die bedeutendsten Städte ver-
hältirismäßig wenig Einwohner hatten (z. B. Nürnberg
*449 etwa 20000, Konstanz nie über *0000, Frankfurt a. M.
noch *440 nur 9000 usw.).
Über die Lohnhöhe in dieser Zeit fehlen größere zuverläs
sige Angaben. Johannes Janssen gibt für den Anfang des
*5. Jahrhunderts den Lohn eines gewöhnlichen Tagelöhners
auf dem Lande auf wöchentlich 6—8 Groschen an, während
ein Schaf 4 Groschen, ein Paar Schuhe 2 Groschen kosteten.
Nach dem Geldwert unserer Tage würde dieser wochenlohir
auf mindestens 60 M zu berechnen sein. Dem stelle man nun
die Tatsache gegenüber, daß vor denr Kriege von allen bjaus-
haltungsvorständen im Deutschen Reiche kaum die kjälfte
900 M, Jahreseinkommen hatte!
Noch höher war der Lohn in den handwerksmäßigen Be
trieben der Städte. Dort finden wir sogar manchmal, so bei
den Weberknechten in Speyer und den Goldschmieden in Ulm,
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