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HELDENEPEN: DER TROISCHE KREIS.
lieh gelang, in Arges x ) zu landen, geschah es an der Stelle, w o
das Haus seines Vetters Aigisthos, des Sohnes des Thyestes 1 2 )
stand (Od. d 514ff.). Diesem war es während der Abwesenheit
Agamemnons gelungen, dessen Gattin Klytaimestra zu be
rücken und zur Buhlschaft zu verführen. Einen Sänger,
den Agamemnon seiner Gemahlin zum Berater und Hüter
gesetzt hatte, bringt er auf eine wüste Insel 3 ), wo er elend
verhungern muß und den Raubvögeln zum Eraß wird (Od.
y 267ff.). Klytaimestra aber führt er in sein Haus über
und bringt den Göttern reichliche Opfer dar, weil ihm ge
lungen war, was zu hoffen er nie gewagt hatte. 4 ) Darauf
beschließen beide, den Agamemnon bei seiner Rückkehr zu
ermorden. Ob hierbei im alten Epos schon Rache für seinen
Vater Thyestes au dem Sohn des Atreus für Aigisthos die
Triebfeder war oder ob er sich nur der Herrschaft über Argos
bemächtigen wollte, läßt sich nicht mehr erkennen. 5 ) Später
mischte man auch hier die Rachsucht des Palamedes hinein;
wie andere Frauen der vor Troia kämpfenden Männer, so
sollte er auch Klytaimestra zum Treubruch gegen ihren Gatten
verführt haben. 6 ) Aigisthos setzt nun auf eine hohe Warte
einen Wächter und verspricht ihm zwei Goldtalente, wenn
er ihm die Ankunft des Agamemnon rechtzeitig melden wollte.
Ein ganzes Jahr lang hielt dieser Wache 7 ); da sieht er das
Schiff des Herrschers nahen und meldet es schleunig dem
Aigisthos. Dieser zieht mit Rossen und Wagen seinem Ver
wandten entgegen und ladet ihn freundlich zum Mahl. Als
aber Agamemnon arglos schmaust, dringen zwanzig von Aigi-
1) Es ist wegen der Erwähnung von Malea nicht ganz ausgeschlossen, daß
auch in der Odyssee wie bei Pindar Pyth. XI 32 Amyklai als Schauplatz des
Mords gedacht ist, s. Ed. Schwartz, Straßburger Festschr. 1901, 25.
2) Andren fr. 9 (II 350; Jacoby I 163 fr. 11) (Sohol. Od. ö 517) verlegt
den Wohnsitz des Thyestes und Aigisthos in die Gegend von Kythera, sei es,
daß er Agamemnon als König von Sparta dachte (Schwartz a. a. O.), sei es, daß
er die falsche Versfolge ö 515—520 (statt 515. 516. 519. 520. 517. 518) schon in
seiner Ausgabe vorfand.
3) Nach Sohol. Od. y 270 das Inselohen Karphe.
4) Od. y 272ff. xr\v <5’ i&dXcov i&sXovaav ävdjyaysv ovöe öö/uovdB. noXXä
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6) Nach der Odyssee a 37 ff. hat Zeus den Aigisthos durch Hermes vor
dem Verbrechen warnen lassen und ihm die von Orestes drohende Rache verkündet.
6) Apollod. 6, 9 naQcmlemv rag xcoQag rag 'EXXijviöag naQECXEvaae rag
räiv 'EXXiqvcov yvvaxxag fxoLXBV&ijvai, KXvxai/xvrjaxQav Alyia&qi xxX.
7) Od. <5 526 qjvXaaae <5’ o y’ eig inavxov. Danach Aisch. Ag. If. Qeoiig
/iev alxeö rwvd’ äjiaXXayfjV növeov, (pQovQäg ixelag /urjxog, nur daß dort der
Wächter von Klytaimestra bestellt und dem Agamemnon ergeben ist.