Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

1828 
HELDENEPEN: DER TROISCHE KREIS. 
Tempelbezirk begraben lag und heroische Ehren genoß. 1 ) Das 
widersprach der durch das Epos und noch mehr durch das 
Drama eingebürgerten Vorstellung, daß Iphigeneia bei ihrer 
Opferung in Aulis ins Taurerland entrückt und dort zur Göttin 
geworden sei. 1 2 ) Aber zu einem Ausgleich konnte der Umstand 
eine Handhabe bieten, daß die Brauronische Artemis den Bei 
namen Ta.vQ07T.6XoQ (Kurzform Tavgw), die „Stiertummlerin“ 
führte, der an den Kamen der Taurer anklang. So konnte 
man beide Vorstellungen dadurch miteinander in Einklang 
bringen, daß man erzählte, Iphigeneia sei bei den Taurern 
nicht Göttin, sondern Priesterin geworden und mit dem dorti 
gen Kultbild nach Brauron entflohen, dessen Kamen man 
nun unrichtig als „die taurische“ deutete. Ob dieser Aus 
gleich schon in Brauron aulgekommen oder erst von dem Tra 
giker ersonnen ist, läßt sich nicht entscheiden. Jedenfalls 
aber ist die Eolle, die dabei Orestes spielt, die freie Erfindung 
des Euripides. Er knüpft hierbei abermals an die Eumeniden 
des Aischylos an, nur daß er, wie bereits oben S.1326 bemerkt, 
von der Entsühnung des Orestes in Delphoi absieht. Wie es 
ihn die Dioskuren in der Elektra geheißen haben, hat er 
sich, von den Erinyen verfolgt, so schnell wie möglich zu 
richterlicher Entscheidung nach Athen begeben, nur daß es 
diesmal Apollon war, der den Befehl erteilte. 3 ) Aber nach 
der Freisprechung siedelt er nicht, wie es in der Elektra ver 
kündet wird, nach der Parrhasia über, sondern wird von 
Apollon ins Land der Taurer geschickt. Das begründet der 
Dichter folgendermaßen. Mit dem Spruch der Eumeniden 
hat sich nur die eine Hälfte der Erinyen zufrieden gegeben 
und den Kultsitz am Areopag bezogen 4 ), die andere fuhr fort, 
ihn zu hetzen und zu peinigen. 5 ) So flüchtet er sich zum delphi 
schen Heiligtum, wo er, ermattet vom Lauf und vom Hunger, 
1) T. T. 1462ff. prophezeit ihr Athena: ae ö’ ä/xqji asfxvdg, ’lipiyheia, 
xXifiaxag BgavQcovzag öel xfjaÖE xXrjSovxElv &Eäg' ob Kai rE&dyiei Kaxdavovaa, 
Kai TiBiiXojv äyaX/xd aoi {hqaovaiv EÜnrjvovg vtpdg, äg äv ywaixeg iv xoxoig yrvyog- 
Qayslg Xinzoa’ ev dixoig. 
2) Daher nannte Euphorien das Grab in Brauron kevx/qiov Tzpzyevelag> 
s. oben S. 1099 A. 2. 
3) V. 940ff. ETZEL xd nrjXQÖg xctW ä azyw/xev mxä eig yelgag xjX&e, /tsra- 
ögofxaig 'Eqlvvoov rjXavvoßEada ipvydÖEg, eox' i/xov noäa Etg xdg ’A&ijvag öfjx’ 
exiefiyjB Aoljcag, äzKrjV TtagadyElv xalg ävcovv/xoig d-ealg. 
4) V. 9G8ff. daai /liv oiv eCovxo neiad'elaai äixt], yifjipov nag avxr/v iegdv 
cbgiaavx’ e%elv (nach Aisch. Eum. 854f. 892 ff.), oaai (5’ ’Egivvmv ovk exzeia&r]aav 
vö/icp, ÖQÖfxoig ävidgvxoiaiv fjXdaxQovv /x’ det y.x/.. 
5) Das meint Serv. ampl. Aen. IV 473 alii dicunt, quia, cum absolutus 
in templo Minervae de iudicio exiref, a juriis conreptus est.
	        
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