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HELDENEPEN: DER IRDISCHE KREIS.
fand. 1 ) Aber beim Anblick der beiden Jünglinge schlägt ihre
Stimmung um, und sie wird von Mitleid ergriffen; sie hält
sie für Brüder, fragt nach ihren Eltern und ob sie nicht eine
Schwester hätten, die nun um sie trauern müsse 1 2 ), und da sie
von den Hirten gehört hat, daß der eine von ihnen den andern
mit Pylades angeredet habe, fragt sie, welcher von ihnen beiden
diesen Namen führe. Orestes gibt ihr Bescheid, gesteht ihr
auch auf ihr Drängen, daß er in Argos zu Hause sei, weigert
sich aber, seinen eigenen Namen zu nennen. Nun erkundigt
sie sich bei ihm nach den Ihrigen und erfährt von ihm Aga-
memnons und Klytaimestras Tod, daß aber Orestes noch lebe.
Hocherfreut, daß der Traum ihr, wie sie nun glauben muß,
gelogen hat 3 ), faßt sie den Gedanken, dem Orestes Nachricht
von sich und ihrem Mitunterredner Gelegenheit zur Flucht
zu geben, damit er ihm den Brief überbringe. Aber Orestes
bittet, daß sie dazu den Pylades wähle, der nur ihm zuliebe
die Heise mitgemaoht habe, und ihn selber opfere, da er
ohnehin dem Verderben geweiht sei. Voll Bewunderung für
solchen Edelmut willigt Iphigeneia ein. Umsonst macht Pylades
dem Freunde den Vorschlag, ihn als Opfer zurückzulassen
und sich selbst zu retten. Orestes ist das Leben verhaßt, da er,
unfähig, das Bild zu rauben, keine Erlösung mehr von den Eri-
nyen hoffen kann, und er spricht den Verdacht aus, Apollon
habe ihn absichtlich so weit von Hellas fortgeschickt, weil
er sich des ihm erteilten Auftrags, die Mutter zu morden,
schäme. 4 ) Iphigeneia, die mit dem Brief zurüekkehrt, hält es
der Vorsicht halber für geboten, für den Pall seines Verlustes
dessen Inhalt dem Überbringer mitzuteilen, damit er ihn im
Notfall mündlich ausriohten könne. So verrät sie, wer sie ist,
und wie sie in Aulis durch göttlichen Eingriff gerettet worden.
Nun übergibt Pylades in ihrer Gegenwart dem Orestes den
1) V. 344ff. & xagSia xdAaiva, ngiv piev eig ^evovg yaAxjvdg fja&a xai (piA.oi-
xxIq/xcüv dei, eig &ov/xd(pvAov avapiexgovpievr] ddxgv, "EAAr/vag ävögag rjvix’ eig
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2) V. 473ff. xlg äga firjrrig f) xexovcr’ vpiäg mxe Tmtr/g x’ äöeAcpi) x\ ei
yey&aa xvyydvet; oicov axegelaa 8mxv%cop veaviwv ävddeAgpog eaxai
nodev 7io&’ fjxex’, & xaAainmgoi £evoi; vgl. das Epigramm auf das diese Szene
darstellende Gemälde des Timomaohos (s. unten S. 1332) Anth. Plan. 12S palvexai
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xfjg äe yoAcoo/xsvrjg xai äösAtpeöv eiaogocoarjg oixxm xai pLavir] ßAdpipa avvs^dyexai.
3) V. 569 yievöelg oveigen, yalgex’’ ovösv fjx’ äga. Der Vers ist im Alter-
tum sprichwörtlich geworden.
4) 711 ff. r/fiäg 8’ 6 Oolßog, pidvxig d>v eipevaaxo' xdyvrjv 8s fts/ievog mg
TtgocKÖxad' 'EAAdSog a7ir\A.aa' atdol xä>v Tidgog /.lavxevfjdxcov, <5 ndvx’ dyoi 8ovg
x&pd xai neia&stg Aöyoig pr/xdga xaxaxxäg avxdg dvxanöAAvpai.