Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

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HELDENEPEN: DER TROISCHB KREIS. 
die Lockenweihe zu vollziehen. 1 ) Oder es wird der von Pylades 
im Stücke angeregte, aber durch das Wiederfinden der Iphi- 
geneia überflüssig gewordene und daher aufgegebene Plan, das 
Bild nächtlicherweile aus dem Tempel zu rauben 1 2 ), als wirk 
lich ausgeführt dargestellt, indem Orestes und Pylades mit 
Iphigeneia und dem Bild auf der Schulter über die schlafenden 
Wächter hinwegschreiten. 3 ) Große Berühmtheit hat ein zur 
Zeit Caesars 4 ) gemaltes Bild des Timomaohos von Byzanz 
erlangt, das die erste Begegnung der Geschwister darstellte. 5 ) 
Ein späterer Maler hat dann dieselbe Komposition, indem er 
die Figur des Thoas hinzufügte und der Iphigeneia das Götter 
bild in die Hand gab, für die Überreduugsszene (V. 1152ff.) 
verwandt. 6 ) Ein drittes Gemälde stellte den Abschied der 
beiden Freunde (672ff.) dar. 7 ) Nach diesen und anderen nicht 
näher bekannten Vorlagen findet sich auf römischen Sarko 
phagen das Euripideische Drama Szene für Szene illustriert. 8 ) 
Von jüngeren poetischen Behandlungen des Stoffes ist litera 
risch bezeugt nur der Dithyrambos des Polyeidos 9 ), in dem 
die Erkennung dadurch herbeigeführt wurde, daß Orestes, 
als Iphigeneia ihn zu opfern sich anschickt, laut des Opfers 
1) Körte a. a. 0. tav. LXXV-LXXVII 1-6. 
2) V. llOff. orav <5e vvxxög äfi/xa Ivyaiag ,uohj, xoXfir\xeov xoi tjeaxdv 
sx vaov ?,aßelv dyalfia ndaag ütQoaqteQovxe fi-ifxavdg. S. L. Hamburg a. a. 0. 36. 
3) Körte a. a. 0. tav. XXXVII. XXXVIII 1-4. 
4) S. über die Lebenszeit dieses Meisters Robert Arch. March. 132 ff. 
5) Plin. n. h. XXXV 136 Timomachi aeque laudantur Orestes, Iphigenia in 
Tauris-, vgl. das S. 1330 A. 2 angeführte Epigramm der Anth. Plan. Nachbil 
dungen auf pompeianischen Bildern, Arch. Zeit. XXXIII 1875, Tat 13; Herr 
mann Denkm. der Malerei 118. 119. Robert, Sark. Rel. II S. 184; auf einem 
Fries aus Herculanum Pitt. d’Ercol. 112 und einem geschnittenen Stein, Furt- 
wängler Ant. Gemmen Taf. 24, 4. 
6) Mon. d. Inst. VIII 22; Herrmann a. a. 0. 115. 110. Freie Umbildungen 
dieser Komposition sind pompeianische Gemälde, auf denen Iphigeneia mit dem 
Bilde in der Hand zu den Fremden herantritt, das eine Mal (Herrmann a. a. 0.; 
Sark. Rel. II S. 181) es offen tragend, das andere Mal es ängstlich mit dem Ge 
wand verhüllend, als ob sie es heimlich entführen wollte (Herrmann a. a. 0. 
119; Sark. Rel. II, Taf. 57, 169). Es handelt sieh hierbei um freie künstlerische 
Variationen, für die besondere poetische Quellen nicht angenommen werden 
dürfen. Eine ähnliche Szene auf einem Cameo, wo Iphigeneia mit dem Götter 
bilde sogar sitzt; Furtwängler Ant. Gemmen Taf. LVIII 6. 
7) Nur bekannt durch die Nachbildungen auf einem geschnittenen Stein 
(Furtwängler a. a. 0. Taf. LXVII 24) und Sarkophagen (Sark. Rel. II 177 — 180). 
8) Robert Sark. Rel. II S. 165. 
9) Aristot. Poet. 10 p. 1455a 6. 17 p. 1455b 10. Vgl. Ovid. Trist. IV 4, 77 
et iam constiterat stricto mucrone sacerdos, cinxerat et Oraias barbara vitta comas, 
cum vice sermonis fratrem cognovit et Uli pro nece complexus Iphigenia dedit. 
Ineta deae signum crudelia sacra perosae transtulit ex Ulis in meliora locis.
	        
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