Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

1334 
HELDENEPEN: DER IRDISCHE KREIS. 
Auch in dem politischen Komana behauptete man, das tau 
rische Bild zu besitzen. 1 ) Nach einer anderen Sage wurde 
Orestes auf der Rückfahrt nach Rhodos verschlagen und 
stellte dort auf Grund eines Orakelspruches das Bild an einer 
Mauer auf. * 1 2 ) Auch auf Patmos gab es eine skythische Artemis, 
die für eine Stiftung des Orestes galt. 3 ) Um diese verschiedenen 
Ansprüche miteinander auszugleichen, behauptete ein später 
römischer Schriftsteller, Orestes habe nicht bloß eins, sondern 
mehrere Artemisbilder aus dem Taurerlande geraubt 4 ), was 
der Geschichte von den vielen troisohen Palladien (oben 
S. 1226) nachgebildet ist. Sogar die Römer erzählten, daß das 
alte Bild der Diana Nemorensis aus dem Skythenla-nd stamme 
und von Orestes dorthin gebracht worden sei 5 ), wofür man 
sich auf den Brauch berief, daß der dort amtierende Rex 
Nemorensis, um diese Würde zu erhalten, seinen Vorgänger 
töten mußte. 6 ) Die römische Sage ließ daher Orestes den 
Thoas nicht nur seines heiligen Bildes berauben, sondern auch 
töten. 7 ) Auch erzählte man, daß Orestes in Aricia gestorben 
und seine Gebeine nach Rom gebracht worden seien, wo sie 
vor dem Saturntempel beigesetzt wurden. 
Die Voraussetzung für diese Legenden ist, daß Orestes, 
Iphigeneia und Pylades nicht auf ruhiger Fahrt nach Griechen 
land zurückkehren, sondern vom Sturm verschlagen werden 
und, wie Menelaos und Helena, weite Irrfahrten zu bestehen 
haben. Auch ließen manche Sagen die Heilung des Orestes 
erst auf dieser Rückfahrt erfolgen. So berichteten die Syrer, 
Orestes sei auf ihrem bei Antiocheia gelegenen Gebirge Melan- 
Füßen durch Kohlenfeuer gehen, ohne Schaden zu nehmen. S. Bd. I 332 
und Ed. Meyer, Gesoh. d. Altert. I 298. 
1) Paus. a. a. 0.; Prokop a. a. 0., s. oben S. 1333 A. 4. 
2) Apollod. Epit. 6, 27 eviot öe avrov xard yci/miva 7if}oaEVE-/ßf/vai rij 
vijacp ’Pööcp Myovmv [avrov] y.ai (rd fo'aror vn’ avrov) y.arä yorja/iov iv rer/ei 
xa&oauo&rjvat. 
3) Roß Inscr. inecl. II 190; Kaibel Epigr. 872. 
4) Aelius Lampridius Heliogab. 7 et Orestem quidem feruni non nimm 
simulacrum Dianae nec uno in loco posuisse, sed multa in mullis. 
5) Serv. Aen. II 116 (dar. Hvg. fab. 261; Myth. Vat. II 202). VI 136; 
Solln II 11; Ovid Met. XIV 331 XV 488ff.; Luoan III 86. VI 74. Daher war 
nach Strab. V 239 der dortige Kult eine Filiale des skythisohen: rf\g <3’ ’AqixIvt]g 
rd Icqov Xeyovaiv dipiäQVfm n rfjg TavqonoXov xai ydg n ßagßagixdv xgarel 
xai Sxv&ixdv tceqI rd iegdv e&og. Über die Sage, daß es von dort nach Sparta 
gekommen sei, s. oben S. 1333 A. 3. 
6) Strab. a. a. O.; Paus. II 27, 4; Serv. Aen. VI 136; Ovid a. a. I 259f. 
S. Preller Rom. Myth. 3 1315; Frazer the golden bough 3 I 8 ff.; WissowaRel. u. Kult, 
d. Röm. 2 248. 
7) Serv. a. a. 0.; Luk. Tox. 2. 3.
	        
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