ORESTES.
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tion vom Wahnsinn geheilt worden 1 ), das von da an Audviov
(ujio tov Tiav&rjvaL sxsl TÖv 'OoEaxqv rfjg /.laviag) hieß. hTach sizi-
lischer Sage hatte Orestes das Orakel erhalten, er würde
Heilung finden, wenn er sich in sieben Flüssen badete, die alle
aus derselben Quelle entsprängen {ÖiaymQLOL noxauol). Mit seiner
Schwester und dem Artemisbilde nach Ehegion verschlagen,
findet er dort diese Flüsse, wäscht sich in ihnen und wird
geheilt. 1 2 ) Von dort kommt er nach Tyndaris, dessen Bewohner
das Götterbild mit einheimischen Weisen feiern, woraus das
Hirtenlied entstanden ist. 3 )
Ein weiteres Abenteuer, das Orestes, Iphigeneia und Py-
lades auf der Bückfahrt zu bestehen haben, erzählt Hygin
(fab. 121). Aus dem Skythenlande mit dem gewonnenen Bilde
kommend, landen sie auf der Insel Sminthe, d. h. einer dem
Apollon Smintheus heiligen Insel, vielleicht Tenedos. Hier
finden sie den alten Priester Chryses, dessen Tochter Chryseis,
die ehemalige Geliebte Agamemnous, und deren Sohn Ohryses,
dem sein Großvater die Herrschaft abgetreten hat. Als näm
lich Chryseis auf Eat des Kalchas ihrem Yater zurückgegeben
wurde, war sie von Agamemnon schwanger; sie aber leugnete,
mit diesem geschlechtlichen Umgang gehabt zu haben und
bezeichnet Apollon als den Yater ihres Kindes. Kun kommt
Thoas mit Heeresmacht auf der Yerfolgung der Flüchtlinge
nach der Insel und verlangt die Herausgabe des Bildes und
die Auslieferung der Bäuber. Der jüngere Chryses ist geneigt,
ihm zu willfahren und wird hierin von seinem Großvater be
stärkt, der mittlerweile auf irgendeine 'Weise, in Erfahrung
gebracht hat, daß Orestes und Iphigeneia die Kinder Aga-
memnons sind 4 ), auf den er noch immer von alten Zeiten
her tiefen Groll hegt. Als dies Chryseis hört, erwacht in ihr
die alte Liebe zu ihrem einstigen Herrn, und sie offenbart
ihrem Sohn, daß nicht Apollon, sondern Agamemnon sein
1) Stepb. Byz. u. Suid. s. v.; Schol. Oppian Kyneg. III 315; Malalas p. 179
(dar. Schol. Lykophr. 1374). Job. Antiochenos fr. 25 (PHG. IV 551) nennt das
Silpion statt des Melantion.
2) Prolegom. zu Theokrit p. 2. 1411. Wendel; Cato und Varro bei Probus
Verg. Bucolica prooem. (p. 326 Thilo).
3) Prolegom. z. Theokr. a. a. 0. (danach Serv. Verg. Bucol. prooem.);
nach Prob. a. a. 0. weihte er dort infolge eines Traumgesichta das Bild in einen
Tempel, und da es in Holzscheiten (fasces) steckte, nannte man es Fasoelitis
oder Eascelina. Nach Philargyrios Verg. Bucolica prooem. wurde er erst dort
durch seine Schwester Iphigeneia entsühnt.
4) Es liegt nahe, anzunehmen, daß Orestes, um sich zu rechtfertigen und
zu retten, offen den Tod Ägamemnons und Klytaimestras und den Befehl Apol
lons, das Bild nach Griechenland zu bringen, erzählt hat.