Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

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HELDENEPEN: DER IRDISCHE KREIS. 
und dort die Stadt ’Agyog ’OgeaxiKov gegründet haben. 1 ) Da 
mals soll er auch das thrakische Oreste gegründet haben, 
nachdem er sich einem Orakelsprnch gemäß im Hebros ge 
badet hatte. 1 2 ) 
Außer jener jüngeren Ohrysestragödie knüpfte auch ein 
zweites Drama des 4. Jahrh. an die taurische Iphigeneia des 
Euripides an. Der Schauplatz ist Delphoi. Einem der Gefährten 
des Orestes ist es gelungen, in dem Moment zu entkommen, 
als Orestes am Altar stand und Iphigeneia an ihm die Locken- 
weihe zu vollziehen im Begriff war. 3 ) Br glaubt also, daß sein 
Herr umgekommen sei, und bringt diese Meldung nachMykenai. 
Elektra durch diese Botschaft, wie Iphigeneia bei Euripides 
durch ihr Traumgesioht, der letzten Hoffnung beraubt, eilt 
nach Delphoi, um sich von Apollon über das Schicksal ihres 
Bruders Gewißheit zu holen. An demselben Tage sind dort 
Orestes und Iphigeneia eingetroffen, nachdem sie das entführte 
Bild in Brauron gelassen haben. Während nun Orestes im 
Innern des Tempels weilt, erkennt jener Bote, der Elektra 
nach Delphoi begleitet hat, in der draußen harrenden Iphigeneia 
die taurische Priesterin, die, wie er glaubt, den Orestes geopfert 
hat, und zeigt sie der Elektra. Diese, außer sich, reißt einen 
Eeuerbrand vom Altar, um ihn der vermeintlichen Mörderin 
ihres Bruders in die Augen zu stoßen. In diesem Augenblick 
tritt Orestes aus dem Tempel, entreißt ihr den Feuerbrand 
und stellt ihr Iphigeneia als ihre wiedergefundene Schwester 
vor. Diese Handlung, die eine in sieh vollkommen abgeschlos 
sene Tragödie ergibt 4 ), wird von Hygin (fab. 122, vgl. 124) 
mit einer anderen verquickt, in deren Mittelpunkt ein nur in 
diesem Zusammenhang genannter Sohn des Aigisthos und 
der Klytaimestra, Aletes, steht und deren Schauplatz Mykenai 
ist. 5 ) Auf die Botschaft hin, daß Orestes bei den Skythen 
1) Strab. VII 326; Eustath. Dionys. Perieg. 680; Steph. Byz. v. ’Agyog. 
Andere leiteten den Namen der ’Ogeoxai von einem gleichnamigen Sohn des 
Orestes her, den ihm Hermione geboren haben sollte, Theagenes bei Steph. Byz. 
v. ’Opeo'rat, Martian. Capella VI 655, Solin 9, 4, nach dem Hermione den Orestes 
auf seiner Flucht begleitet. 
2) Ael. Lamprid. Heliogab. 7, vgl. das Bad bei Rhegion oben S. 1335. 
3) Vgl. Acc. Erigone fr. VI 54f. R. sed ubi ad finem ventum est quo illum 
fors expectabat loco, adque Orestem gravis sacerdos ferro prompto adstituerat .... 
4) Goethe wollte bekanntlich den Stoff in seiner nicht über den Entwurf 
hinaus gediehenen ,,Iphigenie in Delphi“ behandeln, Ital. Reise, Bologna, den 
19. October 1786 (W. A. XXX 167f.). 
5) Welcher Griech. Trag. I 216. „Hierin liegen, nach Sophokleischem 
Zuschnitte, zwei Tragödien, eine Delphische Iphigenia (— deren Plan einst 
Goethe ausbildete, vielleicht die Agamemnoniden des Attius —) und des 
Orestes Sieg über Aletes in Mykenae, indem er sich in den Besitz seines väter 
lichen Erbes setzt“; vgl. III 1198. Anders Ribbeck Röm. Trag. 469ff.
	        
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