1340
HELDENEPEN: DER IRDISCHE KREIS.
Die alte Sage läßt nach Aigisthos’ Tode Orestes entweder
über Argos oder Sparta 1 ) herrschen. Die mythisch-historische
Darstellung bei Pausanias (II18, 5f.) sucht beides miteinander
und mit dem Aufenthalt oder gar Tod in Arkadien (oben
S. 1302) dadurch zu vereinigen, daß sie die Lakedaimonier
ihn selbst berufen ließ, nachdem Menelaos gestorben war,
ohne echtbürtige Söhne zu hinterlassen; so mächtig geworden,
habe er auch einen großen Teil Arkadiens unterworfen; was
aber seine Herrschaft über Argos betrifft, bei der die An
sprüche des Pelopiden mit denen der Nachkommen des Adrast
und desKapaneus in Konflikt kamen (oben 8.968), so behauptete
man, er habe sie erst angetreten, nachdem Kyanippos und
Kylarabes kinderlos gestorben waren.
Vermählt mit der Tochter des Menelaos und der Helena,
Hermione, der Eponyme der bekannten argivischen Stadt,
die er nach der später herrschenden Sage erst dem Neoptole-
mos durch blutige Mordtat abgewinnen muß (s. unten S.1461ff.),
wird er Vater des Tisamenos 1 2 ), den er nach seiner Eachetat
benennt. 3 ) Das Grab dieses Tisamenos befand sich in Sparta
bei dem gemeinsamen Speisehaus, den (psidina (Paus. VII1, 8).
Unter seiner Regierung brachen die Herakleiden herein und
verjagten ihn und seine Untertanen; sie wandten sich nun
nach Norden nach dem damals von den Ioniern besetzten
Achaia; diese trauten ihnen aber nicht, sondern zogen ihnen
mit Heeresmacht entgegen; doch wurden sie besiegt und unter
worfen. Nach der einen Überlieferung fiel Tisamenos in der
Schlacht und wurde in Helike bestattet, bis später auf Befehl
des delphischen Orakels seine Gebeine nach Sparta über
geführt wurden (Paus. a. a. O.); nach der andern bleibt er
am Leben und wird der Stammvater einer langen Königs
reihe bis auf Ogygos, unter dessen Söhnen die Demokratie
eingeführt wird. 4 ) Der älteste Sohn des Tisamenos ist Ko-
metes 5 ); dieser wandert nach Pausanias (VII 6, 2) nach Klein
1) Find. Pyth. XI 16 Adxwvog ’Ogeaxa, vgl. oben S. 1325 und 1333.
2) Sohol. Od. 3 4; Sohol. Eur. Or. 1654; ApoUod. II 8, 2, 4. 3, 5; Epit. 6, 28
(dan. Sohol. Lyk. 1374); Hygin fab. 123; Eustath. 1479, 10; Paus. II 18, 6. Bei
den Tragikern Philokles und Theognia hieß der Sohn des Orestes und der Her-
mione Amphiktyon, Sohol. Eur. Androm. 32. Über einen Orestes: als Sohn dieses
Paares s. oben S. 1082 A. 1.
3) Eustath. 1479, 16ff. Tt.aafj.Evdv cpegcavv/jcug odxa> xhf&hxa naqä xrjv
fjExä fievovg xiaiv, inei 6 naxfjQ ’OQEaxrjg ixiaaxo xovg cpoviag xov Aya/je/xvovog;
s. auch Bekker Anecd. gr. 868, 27. Vgl. den gleichnamigen Enkel des Polyneikes
und Amphiaraos, oben S. 967. S. v. Wilamowitz Orest. II 25, 1.
4) Ephoros bei Strab. VIII 3831; Polyb. II 41, 4. IV 1, 5.
5) Bei Kastor (Schöne Euseb. Ghron. lib. I p. 177. 179) zu Kumeles ver-