ERGEBNISTEIL
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reine lonenbindung vor), Hg 0 (Edelgaskonfiguration) und Methylquecksilber
(unpolare Methylgruppe) zurückzuführen.
Für die Praxis ist interessant, daß sich aus Drogen mit extrem hohen Hg-
Gehalten, wie z.B. die Birkenblätter aus Marktredwitz mit 2181 ng/g (2 ppmi),
keine Zubereitungen ergaben, deren Quecksilbergehalte deutlich über dem Trink
wassergrenzwert liegen, da die Übergangsraten in sämtliche Extraktionsmittel
relativ niedrig waren.
5.5. Vorschläge für gesetzliche Regelungen
Für Arzneidrogen existieren derzeit (1995) keine direkten gesetzlichen Vorschrif
ten für erlaubte bzw. nicht erlaubte Quecksilberrückstände. Vom Bundes
ministerium für Gesundheit wurde 1991 für Quecksilber ein Grenzwert von
0,1 ppm (darunter versteht man in der rechtlichen Bewertung Rückstände bis
149 ng/g) für Arzneidrogen lediglich vorgeschlagen.
Nach unseren Analysen und den Untersuchungen anderer Arbeitskreise würde
dieser Grenzwert sicher keine wertvollen Arzneipflanzen von der Anwendung
ausschließen, da die Grundbelastung der Arzneipflanzen deutlich geringer ist (ca.
5 bis 30 ng/g) und höher belastete Arzneipflanzen nur an extrem mit Quecksilber
kontaminierten Standorten vorhanden waren. Daher könnte dieser Grenzwert (im
Gegensatz zu dem für Cadmium geforderten Grenzwert von 0,2 ppm, d.h. bis
249 ng/g) von den Drogenlieferanten gut eingehalten werden. Aus humantoxiko
logischer Sicht bietet dieser Wert auch ausreichenden Schutz, denn selbst
pharmazeutische Zubereitungen aus Drogen, die stark belastet sind, würden die
Gesamtbelastung des Menschen mit Quecksilber durch die Nahrung nur minimal
erhöhen. Dies gilt selbst für Arzneipflanzen, die direkt als Ganzdroge (z.B.
Leinsamen oder Kürbissamen*) oder lediglich in zerkleinerter Form (z.B. pulveri
siertes Buchweizenkraut) eingenommen werden und den vorgeschlagenen
Höchstwert von 0,1 ppm bzw. 149 ng/g Hg voll auslasten.
Bei der derzeit durchschnittlichen täglichen Hg-Aufnahme von ca. 7 pg durch die
Ernährung, wären eine mehrmals tägliche Zufuhr von Drogen mit 149 ng/g
* Eine Quecksilberbelastung von Samen und Früchten über 100 ng/g kommt im
Vergleich zu anderen Pflanzenteilen höchst selten vor.