Vorwort.
Meine erste Bearbeitung des von Dr. J. A. E. Schmidèt hoerausgegebenen
französisch-deutschen und deutsch-französischen Wörterbuchs erschien als acht-
zehnte Auflago im Jabro 1854. gie verfolgte den doppelten Zweck, einmal in
den überlieferten Stoff Ordnung, Klarheit und Uebersichtlichkeit zu bringen, dann
ihn derart z2u vermehren, dass der Klage über Verkümmerung der Gebiete der
exacten Wissenschaften, der Industris und des Handels, der Technologie, Kunsto
und Gewerbe éte. der Grund entzogen würde. Um den erstern Zweck zu erreichen,
verliess sie die damals übliche und merkwürdigerweise auch jetat noch empfoblene
Anordnung, welche derjenigen Bedeutuog die erste-Stelle anweist, . eldhe der Ge-
brauch bevorzugt, eine Anordnung, welche ohne“ festen Halt dem i wanlenden
Armesssen des Tinzelnen überlassen bleibt. Dafür setzté sie diejenige Bedeutung an
die Spitze, für welche die Ptymologie oder-der geschichtliche Nachweis des ersten
Auftretens sprach, und reihte die weitern Entfaltuügen der Grundbedgütung daran,
wie sie Phantacie und Bedürfiuss hervorgerufen. Vermisst man in letzter Be—
ziehung mehrfach eine 2wingende Gedankenverbindung, so erinnere man sich, dass
däe Sprache eben nicht nach den Gesetzen der strengen Logik verfährt.
Dieselben Grundsütze waren, wie es mir scheint mit vollem Rechte, auch
kür diess Bearbeitung mussgebend, nur sind sie mit grösserer Strenge und bei
vermehrtem Stoff in ausgedebnterem Umfange durchgefübrt worden. Das neue
Material der allgemeinen Sprache wurde namentlich den neuen Wörterbüchern von
Laättré ᷑, Dochez entnommen und aus gleichzeitigen Schriften guter Prosaiker und
Dichter ergünzt. Hier wurde indess Vieles aus meinen und meiner Freunde
dammlungen zurückgelegt, ʒobald zu bezweifeln stand, dass es nach Ausdruck
oder Wendung Allgemeingut geworden war, eine Bedenklichkeit, die sich viel-
leicht ungeérechtfertigt selbst auf die Ausbeute erstreckte, welche die Revue des
deux mondes im Laufe von Jabren geliefert habbe. Auf der andern Seite musste,
von andern Gründen abgeschen, schon im Interesse éines erleichterten Verständ-
nisses die Sprache der alten Classiker abermals durchmustert werden, und Manches,
das man selbst bei Lättré vergebens sucht, kKonnte theils aus eigener Lecture theils
aus Specialwôrterbüchern über Corneille, Molière, Racine ete. beigebracht werden.
Für dio deutschen Classiker war die Arbeit schon gethan, bevor das Wörterbuch
ron Sanders erschien; so sorgsam jedoch auch die Berücksichtigung ist, welche
dieses der Sprache derselben angedeiben lässt, so war es mir doch gestattet, eine
kleine Nachlese halten zu Können. Hierbei schien es z2weckmässig die Quelle
kurz in Parenthese (O — Corneille, M. — Molidre ete.) anzugeben und dasselbe
Verfahren auf theils veralteto theils eigenthümliche Ausdrücke und Verbindungepn
leutschex Classsiker auszudebnen (0. — Goethe. Sch. — Sschiller etc.)