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Herren und Knechte
Eia Hund ist Der, der einen Herrn kennt!
Doch wir sind Herren nicht und sind nicht Knechte!
Schamlose Frechheit wagt es noch und nennt
Knecht einen Anderen, dem die gleichen Rechte
Wie ihm gelegt einst in des Lebens Wiege!
— Ein Jeder sehe, ob er gehen kann,
Doch Keiner sei so hündisch, daß er biege
Sein Knie in Furcht vor einem andern Mann.
Gleich hoch sei jede Menschenstirn gehoben,
Ob sie nun arm sei oder schätzereich!
Ich will mein Recht, du magst das deine loben:
Für mich, für dich, für Alle ist es gleich . . .
Arbeit
I.
Arbeit, du Wort, um das die Welt sich windet
In Krämpfen, welche heute so die Zeit,
Die kranke Zeit, durchschütteln, daß erblindet
Vernunft dem Wahnsinn ihre Zügel leiht!
Die Sklavin Arbeit will zur Herrscherin werden
Wer jauchzt nicht, der die große Kunde hört,
Daß endlich die Verachtete auf Erden
Und heuchlerisch Gepriesene sich empört?
Sie sprengt das Tor der Zeit mit derben Händen.
Doch sie die noch nicht ihren Wert erkannt,
Verkauft dem Wahn sich, ihre Schmach zu enden,
Ihm, welcher in ein neues Joch sie spannt!
II.
Noch immer will sie sich nicht selbst verwerten!
Die Händler treibt aus ihrem Tempel sie
Und setzt in seine Hallen, die sich leerten,
Den Götzen Staat ihn, der erhört sie nie!
Der schützt den Einen und beraubt den Andern;
Die Ersten trägt er mühelos ans Ziel
Und läßt die Letzten tief im Staube wandern;
Und ruchlos treibt mit Allen er sein Spiel . . .