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Doch ketten kann ich die Gedanken nicht
Der Frau’n und Männer, die das Gift des Westens,
Des tollen Westens, bis zum Wahnsinn treibt:
Gedanken heute, morgen Dynamit!
Mein Vater sank verstümmelt in sein Grab —
Ich denk’ mit Grau’n an meinen Krönungstag!
Zu ewiger Frohn erwachen meine Bauern
Und sinken hin, erschöpft von ihrer Frohn,
Ohne die Hoffnung auf ein besseres Sein.
Wohl hoffnungslos, doch ohne Todesfurcht
In Frieden essen sie ihr hartes Brot —
Ich denk’ mit Grau’n an meinen Krönungstag!
Mir sind die eigenen Schlösser Kerker nur;
Kein Bissen, der nicht Gift mir bringen kann;
Kein Schritt so sicher, daß er nicht vermag
Den Tod zu wecken, jählings wie ein Blitz —
Mir graut vor jeder Nacht, vor jedem Tag,
Zehnfach vor > jenem, der mich krönen soll!
Härtess
I.
Ich hasse diese wohlgenährten,
Zufrieden lächelnden Gesichter,
Das jeden seiner matten Schritte
Aengstlich abwägende Gelichter!
Und jene zimperlichen Herzen,
Die immer nur nach Anderen fragen
Und kein Gefühl des eigenen Wertes
In ihrem leeren Innern tragen!
Und jene gleißend-falschen Mienen,
Die immerdar im Staube kriechen,
Die niemals Zornesglut verschönert,
Die fromm dem Tod entgegensiechen!
Und dann im Alter, höchst beschaulich, -
Behaglich-schmunzelnd, ruhig-fröhlich,
Auf ein zufriedenes Leben schauen
Und sprechen: „Wir — wir werden selig!“