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gar nicht unglücklich genug lein, soll (ie diesen Zweck erfüllen.
Sie trifft jene Personen, die immer schon am Sprung waren,
vor den Tragen des Lebens und besonders vor der Liebe
Reißaus zu nehmen. Diese Bereitschaft zum Reifcausnehmen
erfährt manchmal durch einen Lrick, einen Kunstgriff eine
willkommene Derstärkung. Dieser ist nicht immer aus der
Luft gegriffen, sondern heftet sich an irgendeine richtige Be
ziehung des Lebens und sieht nunmehr gar nicht wie ein
Kunstgriff aus, sondern gleicht dem selbstverständlichen Er
gebnis einer Erfahrung. Ungeheuer viel Menschen sind für
die Gesellschaft noch nicht ganz reif geworden, erblicken in
den Liebes- und Ehebeziehungen eine Gefahrenzone und
bringen ihre unreife Ansicht in mannigfacher, aber äußerlich
oft unverständlicher Meise zum Ausdruck- Bort man sie über
diese sie ständig bedrängenden Tragen sich äußern, so ver
nimmt man Allgemeinheiten, die wohl in irgend einem
Zusammenhang wahr sein können und nicht Windbeutelei
bedeuten müssen. Wenn zum Beispiel ein auch ansonsten
Zaghafter meint, er heirate nicht, „denn das Leben sei jetzt
so schwer", so ist wohl jedes Mort wahr für die, die nicht
heiraten, aber gleichzeitig auch für die, die heiraten. Diese
Wahrheiten werden aber nur von jenen geäußert, die auch
ohne diese Wahrheiten „Dein" gesagt hätten, nur hätten sie
dann andere „Wahrheiten“ aufgegriffen. Es wäre nicht
diplomatisch, eine vorgefaßte Absicht mit schlechten Gründen
stützen zu wollen, wenn gute Gründe überall zu haben lind.
Wer Gelegenheit gehabt hat, sich von der erschreckenden
Häufigkeit jenes Cypus von Menschen zu überzeugen, der
vor der Losung von Lebensfragen Reißaus nimmt, wird (ich
über die Einkleidung dieses Zuges in die Erotik nicht
wundern.
Tür Ausreißer ist ein Kunstgriff besonders zu empfehlen,
der vielfach erprobt ist. Man schaffe sich eine neue Idee, ein
besonderes Ideal. An diesem Ideal messe man nun alle Men-
schen, die einem über den Lebensweg laufen. Dies hat zur
Tolge, daß sich keiner als geeignet erweist. Alle weichen
vom Ideal ab, und wenn wir sie ablehnen und ausschalten,