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männlichen Ideal nicht dienstbar fein können. Die Uorrede zu
„Laufend und eine Dacht“ zeigt uns, wie der Jlutor be
sonders erschrocken auf die Eist und Uerfcblagenbeit der 5rau
hinweist, die durch eine unglaubliche Erfindungsgabe dem
IDanne gegenüber ihr Leben rettet. Aber auch die ältesten
ßebilde der Kunst, zum Beispiel die Bibel, die ja alle
Menschen von den ersten Kindheitstagen mit der ihr eigen
artigen Stimmung ersaht, ist von dem ständig begleitenden
Bedanken durchdrungen, das? die 5rau eine Gefahr vorstelle,
so das? das Kind in Schüchternheit, Unausgeglichenheit, Zag
haftigkeit dem UJeibe gegenüber aufwächst. Eines der grössten
Kunstwerke, die Iliade, malt mit grosser Präzision das Unglück
aus, das durch eine Srau angerichtet wurde. In allen Dicht
werken, in allen Kunstwerken tönt das Problem der Zeit:
Die 5rau als Befahr, ßrillparzer sagt von sich: „Uor der
Liebe habe ich mich in die Kunst gerettet.“
[Dir können nicht obneweiters voraussagen, wie eine un
glückliche Neigung in einem Menschen sich auswirken wird.
Seine ßefamtlebenshaltung, feine Lebenslinie ist hierfür mass
gebend. Raben wir einen Menschen vor uns, welcher bei auf
tretenden Schwierigkeiten den Mut verliert und feine Aktivität
abbricht, so wird auch der Schiffbruch in der Liebe ihm Schiff
bruch des Lebens fein können. In der unglücklichen Liebe selbst
ist diese Konsequenz nicht enthalten. Derjenige, dem der Plan
innewohnt, durch Schwierigkeiten aufgestachelt zu werden, wird
sich aus einer unglücklichen Liebe aufraffen und zu grossen
Leistungen gelangen. Die unglückliche Liebe ist weder Cragik
noch Heilmittel, beide Konsequenzen werden aus ihr gezogen
werden können, je nachdem, ob die Konsequenz von einem
mutigen oder einem niedergebrochenen Menschen gezogen wird.
Die vulgäre Psychologie weift öfters auf die grossen Leistungen
hin, die aus einer unglücklichen Liebe entstehen. Sie empfiehlt
sie manchmal als Medikament. (Dir kennen Menschen, die
auch ohne unglückliche Liebe ßrofses geleistet haben. Der rich
tige Kern dieser halben (Dabrbeit ist, dass der Künstler vom
Problem der Liebe in ganz besonderem Masse gepackt und
gefesselt wird.