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gekichert erscheint. Auf diesem (Liege befinden wir uns such
jetzt noch, und es ist heutzutage vielleicht der schönste Cro(t
des Menschen, wenn er sich bewußt ist, daß unsere heutige
Situation nichts anderes ist als ein Durchgangs punKt, eine
augenblichliche plissé menschlicher Entwicklung. Ihn wird in
allen fragen des Lebens natürlich der am besten durchschreiten,
der mit den tatsächlichen (lerbältnissen in Einklang steht, der
der Logik der Latsachen gerecht wird, wahrend naturgemäß
ein unerbittliches Geschick diejenigen trifft, die sich dieser Logik
widersetzen. Im tiefsten Sinne aber ist das Gefühl für die Logik
des menschlichen Zusammenlebens Gemeinschaftsgefühl.
Die ganze Entwicklung des Kindes verlangt dessen Ein
bettung in eine Situation, in der Gemeinschaftsgefühl vorhan
den ist. Zein Leben und seine Gesundheit sind nur dann ge
währleistet, wenn Menschen vorhanden sind, die sich für das
Kind einsetzen. Ein neugeborenes Kalb kann zum Beispiel schon
in kurzer Zeit Giftpflanzen von anderen unterscheiden. Der
neugeborene Mensch jedoch ist infolge der Minderwertigkeit
seines Organismus auf das Gemeinschaftsgefühl der Erwachsenen
angewiesen, man muß das Kind lange betreuen, belehren und
erziehen, bis es selbst die Fähigkeiten erwirbt, sich zu erhalten.
fluch wenn wir die Fähigkeiten betrachten, die unseren
Stolz ausmachen und uns den (lorrang vor anderen Lebewesen
sichern, wie Oermmft, Logik, die Sprache, unser (lerständnis
und unsere Uorliebe für alles Schöne und Gute, so können
wir in ihnen auch nur (lorzüge erblicken, die der einzelne
Mensch nie hätte hervorbringen können, weil sie gewissermaßen
erst aus einer Massenseele geboren werden konnten. Mir be
friedigen damit Bedürfnisse, die den einzelnen nie bedrückt
hätten, die erst in einer menschlichen Gemeinschaft lebendig
wurden. 5ür einen einzelnen Menschen, der keinen Zusammen
hang mit einer Gemeinschaft hätte, wäre die bewußte, bewußt
überwachte Logik gänzlich gleichgültig, er müßte nicht sprechen,
es wäre einerlei, ob er gut oder böse ist, ja diese Begriffe
verlören mangels ihrer Beziehung zu einer menschlichen Ge
meinschaft, zu einem Debenmenschen, wie bei einzelnen Cieren,
jeden Sinn. Alle Qualitäten des menschlichen Seelenlebens, alle