Full text: Bauernnot, aktive bäuerliche Notwehr!

von SO Hektar bis tOO Hektar auf 994 Mark 
von 100 Hektar bis 1000 Hektar auf 931 Mark 
, über 1000 Hektar auf 665 Mark 
Je größer der Besitz, desto geringer die Steuer! 
Und umgekehrt werden auch die Kredite verteilt: Je größer der 
Besitz, desto größer der Kredit. 
Billige Kredite 
für den Groß 
grundbesitz — 
Wucherzinsen 
für die Wein 
bauern! 
Zu der „Gleichheit der Interessen", wie der Landbundpräsident 
Schiele sie versteht, ist viel Material ans Tageslicht gekommen 
durch einen kleinen Streit den die kapitalistischen Parteien 
untereinander ausgefochten haben. Herr Hergt der Landbund 
freund, hat den Demokraten Rönneberg angegriffen. Da hat der 
Demokrat Rönneberg voller Aerger sehr viel Material aus seiner 
Aktentasche herausgezogen, die er als Staatskommissar für Ost 
preußen trägt Durch diesen häuslichen Streit der kapitalisti 
schen Parteien wird wiederum bestätigt, was wir schon viele 
Male behauptet haben, daß nämlich alle Maßnahmen, besonders 
die der Kreditverteilung, ausschließlich im Interesse der Groß 
agrarier und Großbauern getroffen worden sind. 
Da war beispielsweise die Rede von der Verteilung von 80 Mil 
lionen Krediten in Ostpreußen. Wie wurden diese 80 Millionen 
verteilt? Von den Großbetrieben hat jeder dritte, und von de« 
Kleinbetrieben jeder 47. einen Kredit bekommen! Es gibt dort 
3000 Großbetriebe und 140 000 Kleinbetriebe. Trotzdem haben 
nach den Ausführungen des Herrn Rönneberg die Großbetriebe 
drei Viertel aller Kredite und die Kleinbetriebe nur ein Viertel 
aller Kredite bekommen. 
Herr Rönneberg hat uns auch etwas Uber die Verteilung des Be 
triebsmittelfonds erzählt. Er unterscheidet ja nicht gern zwischen 
Kleinbauern und Großbauern. Daher nimmt er Klein- und Groß 
bauernbetriebe bis 400 Morgen zusammen. Von diesen haben 
nun ganze drei Prozent etwas bekommen, während von den 
Großbetrieben mit über 400 Morgen 46 Prozent, also nahezu die 
Hälfte, Betriebsmittelunterstützung erhalten haben! 
Der Minister selbst hat, gezwungen durch eine Anfrage, 
dem Ausschuß das Material über die Verteilung der Golddiskont 
kredite vorlegen müssen, die verhältnismäßig weitaus billiger 
waren als die Gelder, die seinerzeit von den kleinen Landwirten 
aufgenommen werden mußten. Wie sieht es damit aus? 
Die beinahe zwei Millionen Betriebe der kleineren und mittleren 
Bauern von 5 Hektar bis 20 Hektar haben von diesem 100-MiI- 
lionen-Kredit der Goiddiskontanleihe ganze 17 Prozent bekom 
men, während die 18 000 Großbetriebe mit über 100 Hektar 
55 Prozent bekommen haben! Die Großbauern haben 30 Prozent 
bekommen. Also vier Prozent aller Betriebe in Deutschland, 
die den Großbauern und Großagrariern gehören, haben 80 Pro 
zent aller Kredite der billigen Goldanleihe geschluckt. 
Wem nützen 
Zölle? 
Damit wird auch klar, wem die Zollpolitik nützt: 
Getreide- 
Schutzzölle 
Neben den hohen Zöllen für alle Getreidearten haben die Re 
gierungen Hermann Müller-Dietrich und Brüning-Schleie eine 
große Zahl gesetzgeberischer Maßnahmen und diktatorischer 
Verordnungen zur künstlichen Hochhaltung der Getreidepreise 
getroffen — statt gegen die wucherische Ausbeutung der werk- 
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