Full text: Aus dem Leben des Geheimerath Wagener

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Wagen er schritt nun zu einer zweiten Denunciation: er klag: 
,^Eeu Verleger Thust au, daß dieser gegen seine ausdrücklich: 
^ Bestimmung den Namen Wagener auf die Broschüre gesetzt 
habe, und denuncirte gegen ihn wegen Betrugs! Die Sacke 
kam zu Einem Termin und fiel dann gleichfalls: der einzige 
Zeuge, den Wagener für seine Behauptungen gegen Thust bei 
zubringen vermochte, war er selbst, der sich zur Beeidigung 
seiner Aussage erbot; das Gericht aber lehnte seinen Eid 
ab und ließ die jeden Beweises entbehrende Beschuldigung fallen. 
Jetzt ging Di-, Dühring seinerseits gegen Wagener gericht 
lich vor, und zwar, um nicht von der Staatsanwaltschaft ab 
hängig, und gegen eine tendenziöse Beurtheilung der Anklage 
gesichert zu sein, nicht im Wege der Denunciation, sondern im 
Wege des Civilprozesses: er verklagte Wagener auf Schaden 
ersatz, lediglich, um ein Urtheil zu" erstreiten, das sein gutes 
Recht und Wagener'S unrechtmäßige Autorschaft und Verbrei 
tung des Werkes constatire. Durch Maßgabe einer juristischen 
Formalität in der Auffassung des Wortlautes der Gesetze ver 
lor er die erste Instanz. Aber er gewann die zweite und dritte 
Instanz glänzend, und Wagener wurde zum Schadenersatz ver- 
urtheilt. Wie gesagt, war es Dr. Dühring nur um Klärung 
der Sache durch ein rechtsgültiges gerichtliches Erkenntniß zu 
thun gewesen: einen weiteren Verfolg gab er der Sache nicht. 
Er klagte den Schadenersatz nicht ein und Wagener hat auch 
nie Miene gemacht, ihm solchen freiwillig zu leisten, — jedenfalls 
in der guten Voraussicht, daß ihm Dr. Dühring denselben 
vor die Füße geworfen haben würde. Aber auch das Ministe 
rium hat gegen Dühring nie Etwas von der für dasselbe ver 
faßten Arbeit hören lassen. Dühring ist ohne Dank, ohne 
Belohnung und ohne jede Anerkennung seiner Leistung ge 
blieben. ' Ja, er hatte, außer dem erklecklichen Aerger, sogar 
noch Kosten davon, denn er hatte die Gerichtskosten der ersten 
Instanz zu bezahlen. Das konnte in der zweiten Hälfte des 
neunzehnten Jahrhunderts im intelligenten Preußen einem Ge-. 
lehrten von Dührings Bedeutung gegenüber von einem Mini- 
steriuni Bismarck geschehen, weil— der Teufel dahinter steckte! 
Das erste Wiederanstreten Wagener's seit jener Zeit auf 
der Bühne der Scandalgeschicbten war in Lasker's Rede.am 
7. Februar. Sein letztes derartiges Auftreten wird es nicht 
gewesen sein. Die Untersuchungs - Commission wird ihr Amt 
verrichten, und, mag Wagener heil davon kommen oder nicht: 
wir betrachten unser heutiges Resums über ihn noch nicht als 
-geschlossen, Vmv deholten ynfl di,' nöthigen Fortsetzunaen vor, 
denen er uns >a das Men : ' xn wier. 
35TIWT' 
Freie Universität 
Berlin 
CLASSIC
	        
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