Äm> 8. März des Jahres 1815 ward zu Ziebingen bei
Frankfurt a. O. als der Sohn eines armen, aber ehrlichen
Pastors daselbst ein Knäblein geboren, das in der heiligen
Taufe den Namen Hermann, von seinem Vater aber den Namen
Wagener erhielt. Ziebingen vermochte damals noch nicht zu
ahnen, welch ein Licht, das vom ersten Druckbogen der Kreuz
zeitung an bis zu Lasker's Rede der Welt aufgesteckt werden
sollte, ihm in jenem Knäblein aufgegangen war. Der Knabe
wuchs und gedieh, er machte die üblichen dummen Streiche und
besuchte dann das Gymnasium zu Salzwedel, das er im Jahre
1835 verließ, um zur Universität abzugehen. Zum Bedauern
seines Vaters erwählte er nicht das Studium der Theologie,
sondern widmete sich den Rechtswissenschaften, aber er war ein
frommer Knecht des Herrn und ist es geblieben, außer da, wo
eS sich schickte statt dessen ein frommer Herr zu sein, weil das
Knechtsein nicht gerade erforderlich war.
Vom Jahre 1835—38 studirte er in Berlin Jura, wurde
Affessor und trat daniit in eine Schule des Lebens, welche ihn
zu dem machte, als was er später wirken und glänzen sollte.
Er war als Assessor thätig zuerst beim Oberlandesgericht unter
Gerlach, mit dem er bald auch persönlich in regem Verkehr
stand, dann bei den Meliorations - Anlagen in Preußen unter
dem damaligen Ober-Präsidenten Senfft v. Pilsach, dem er
bald nahe befreundet wurde, zuletzt, 1847, als Consistorial-
Assessor in Magdeburg. Gerlach, Senfft v. Pilsach und ein
Consistorium in pietistischer Zeit — drei Factoren, welche eine
Schule für ihn bildeten, wie er sie suchte, und in der er, wie
man weiß, etwas Tüchtiges gelernt hat.
Es trat jetzt eine Wendung in Wageners Carriere ein,
welche für sein ganzes späteres Leben bestimmend war. Das
Jahr 1848 mit seinen Stürmen kam, und unter dem Ministe
rium Schwerin sah sich Wagener — es ist uns nicht bekannt
wodurch? — veranlaßt, den Staatsdienstzu quittiren. Um
dieselbe Zeir gründete die conservative Partei dio^Neue Preußische
Zeitung" und an der Spitze der hierzu Vereinigten stand eine
Anzahl von Männern, denen Wagener wohlbekannt war: beide