AN DIE VÖLKER DER ERDE
VON WERNER BERCENGRUEN • GESPROCHEN VON HANS SÖIINKER
Völker der Welt, der Ablall war allen gemein:
Gott hat jedem gesetzt, des Bruders Hüter zu sein.
Völker' der Welt, die mit. uns dem nämlichen Urgrund ent
stammen:
Zwgi Jahrtausende stürzten vor euren Grenzen zusammen.
Alles Schrecknis geschah vor euren Ohren und Blicken,
und nur ein Kleines war es, den frühen Brand zu ersticken.
Neugierig wittertet ihr den erregenden Atem des Brandes.
Aber das Brennende war der Herzschild de.s Abendlandes!
Sicher meintet ihr euch hinter Meeren und schirmendem Walle
und vergaßt das Geheimnis: was einen trifft, das trilft alle.
Jeglicher ließ von der Trägheit des Herzens sich willig ver
führen,
jeglicher dachte: „Was tut es. . . An mich wird das Schicksal
nicht rühren . ..
ja, vielleicht ist's ein Vorteil... das Schicksal läßt mit sich
reden .
Bis das Schicksal zu reden begann, ja zu reden mit einem jeden.
Bis der Dämon, gemästet, von unsrem Blute geschwellt,
brüllend über die Grenzen hervorbrach, hinein in die Welt.
Völker der Erde, ihr haltet euer Gericht.
Völker der Erde, vergebt dieses eine nicht:
Immer am lautesten hat sich der Unversuchte entrüstet,
immer der Ungeprüfte mit seiner Stärke gebrüstet,
immer der Ungestoßne gerühmt, daß er niemals gelallen.
Völker der Welt, der Ruf des Gerichts gilt uns allen.